"Ich wäre nicht überrascht, wenn wir endlich die Umschichtung sehen würden, auf die alle in den letzten 10 Jahren gewartet haben, in denen sich die Substanzwerte dramatisch schwächer entwickelt haben als die Wachstumswerte", sagte Michael Strobaek in einem Bloomberg-TV-Interview. "Wenn wir aus einer tiefen Korrektur und einer Rezession herauskommen, hatten wir normalerweise diese so genannten Schrott-Rallies, bei denen alles, was drastisch abgestossen wurde, eine sehr starke Rally hinlegte. Ich weiss nicht, ob es zu früh für eine Prognose ist, aber wir sehen einige Anzeichen dafür."

Seit der globalen Finanzkrise hat der MSCI World Growth Index sich in jedem Jahr bis auf eines besser entwickelt als der MSCI World Value Index, da Investoren Unternehmen mit einem stetigen Gewinnwachstum belohnten, insbesondere im Technologiesektor. Wachstumsaktien haben auch in den letzten zwei Monaten die Erholung der Aktien angeführt. Aber Ende Mai begann sich dieser Trend zu ändern. Zyklische Sektoren wie Autohersteller und Finanzinstitute waren stärker gefragt angesichts des Optimismus, dass die umfangreichen Konjunkturmassnahmen die wirtschaftliche Erholung ankurbeln werden.

Die Märkte blicken bereits neun bis zwölf Monate in die Zukunft, sagte Strobaek. "Was sie sehen, ist eine Erholung, die durch enorme fiskalische und geldpolitische Anreize unterstützt wurde", sagte er. "Vielleicht kommt nun die Zeit für diese Umschichtung und das gilt für Europa und die Schwellenländer viel stärker als für die USA."

Die Europäische Kommission hat am Mittwoch einen beispiellosen Stimulus-Plan vorgestellt, der ein Gesamtvolumen von bis zu 750 Milliarden Euro haben könnte, um die schlimmste Rezession seit Menschengedenken anzugehen.

Finanz-, Versicherungs-, Energiewerte im Fokus

Strobaek sagte, dass er unter den verschiedenen Substanzwert-Sektoren besonders die Finanz-, Versicherungs- und Energiewerte im Blick habe, insbesondere nach dem Einbruch der Ölpreise.

Zwar bleiben eine zweite Coronavirus-Welle und erneute Lockdowns weiterhin Risiken, Strobaek ist aber optimistisch, dass die grossen Volkswirtschaften einen weiteren Shutdown vermeiden werden. Die staatlichen Konjunkturprogramme sollten sich auf Unternehmen konzentrieren, die Hilfe benötigen, damit die Menschen wieder arbeiten können und der Markt eine Kreditausfallwelle vermeiden kann, die das Finanzsystem destabilisieren könnte, sagte er.

"Meiner Ansicht nach sollten man bei dieser Flutwelle nicht im Weg stehen. Dieser Zyklus sollte eigentlich nicht so enden, wie er endete. Aber jetzt wurde er durch Stimuli und wieder ins Leben zurückkehrende Volkswirtschaften angekurbelt", sagte er. "All dies wird meiner Ansicht nach weiterhin die Aktienmärkte, Risikomärkte und Unternehmensanleihemärkte in einem Ausmass stützen, das die Menschen entweder unterschätzt haben oder das sie immer noch vollständig leugnen, und daher kann dies meiner Ansicht nach weitergehen."

(Bloomberg)