Den erfolgsverwöhnten Aktionären von Swiss Re bietet sich ein eher ungewohntes Bild: Der in Zürich beheimatete Rückversicherungskonzern verfehlt die Markterwartungen im zweiten Quartal sowohl bei den verdienten Prämien als auch beim Reinergebnis. Selbst die Eigenkapitalentwicklung fällt deutlich schwächer aus.

In ersten aus der Analystengemeinde eintreffenden Kommentaren zeigen sich die Verfasser leicht enttäuscht. Das färbt im frühen Handel auf die Aktie von Swiss Re ab. An der Schweizer Börse SIX fällt sie zur Stunde um 3 Prozent auf ein Tagestiefst von 85,85 Franken. Beobachter berichten von grösseren aus dem Ausland eintreffenden Abgaben.

Schwieriges Umfeld hinterlässt erstmals Spuren

Einem Kommentar aus dem Hause Zürcher Kantonalbank ist zu entnehmen, dass das Einnahmenwachstum deutlich unter den bankeigenen Schätzungen ausgefallen sei. Dies nicht nur im Nichtleben- sondern insbesondere auch im Lebengeschäft. In diesem Bereich habe allerdings ein Einmaleffekt geholfen, so der Verfasser des Kommentars. Der ganze Abschluss verfehle die Erwartungen insgesamt etwas, die Bilanzsituation sei hingegen weiterhin sehr solide. Dennoch wird die Aktie nur mit "Marktgewichten" eingestuft.

Der für die Bank Vontobel tätige Berufskollege findet sichtlich Gefallen an den Ergebnisverbesserungen im Lebengeschäft. Das Resultat sei gesund und decke sich weitestgehend mit den Erwartungen. Das Umfeld bleibe jedoch schwierig und mache sich gemeinsam mit negativen Verschiebungen in der Zusammensetzung der Ertragsflüsse immer stärker beim Combined Ratio bemerkbar. Der Analyst hält vorerst am "Hold" lautenden Anlageurteil für die Aktie sowie am Kursziel von 88 Franken fest.

Auch bei Baader Helvea wird auf den positiven Turnaround im Lebengeschäft verwiesen. Die Restrukturierungsbemühungen der letzten Jahre würden endlich Früchte tragen, so heisst es. Ansonsten sei der Zahlenkranz für das zweite Quartal jedoch eher durchzogen. Nach dem guten Lauf der mit "Hold" und einem Kursziel von 79 Franken eingestuften Aktie im Vorfeld der Ergebnispräsentation rechnet der Analyst mit grösseren Gewinnmitnahmen.

Zwei Banken in Erklärungsnot

Nur wenige Tage vor der Quartalsergebnispräsentation stufte die Commerzbank die Aktie von Swiss Re von "Add" auf "Buy" hoch und zog das Kursziel auf 97 (92) Franken nach. Auch die Société Générale hob das Anlageurteil von "Hold" auf "Buy" an und veranschlagte neu ein 97 Franken lautendes 12-Monats-Kursziel.

Nach dem ernüchternden Zahlenkranz für das zweite Quartal müssen sich nun beide Banken unangenehme Fragen gefallen lassen. In einem Kommentar versucht der für die Société Générale tätige Verfasser die Ergebnisenttäuschung denn auch zu relativieren. Der tiefer als erwartete Gewinn sei auf einmalige Faktoren und nicht auf einen schwächeren Geschäftstrend zurückzuführen, so schreibt er, und bekräftigt seine jüngste Kaufempfehlung.