Die Aktien des Schweizer Telecomprimus Swisscom haben dieses Jahr eine bemerkenswerte Entwicklung hinter sich. Ende Oktober fielen sie fast noch tiefer als beim Corona-Börsenabsturz im März. Mehr noch: Der Titel konnte während der Krise eigentlich nie richtig von seinem defensiven Charakter profitieren. Seit dem Einsetzen der Krisenstimmung an den Märkten Mitte Februar hat die Aktie über 16 Prozent verloren. Der Swiss Market Index steht im gleichen Zeitraum bloss 7 Prozent "in der Kreide".

Performance der Swisscom-Aktien seit Jahresbeginn (Quelle: cash.ch).

Auch von der Markterholung seit Anfang November in Zusammenhng mit den Impfstoff-Neuigkeiten profitiert der Titel nur unterdurchschnittlich, was nun aber nicht überraschend kommt. Mit der Hoffnung auf eine "Normalisierung" der Wirtschaft haben Anleger hauptsächlich bei zyklischen Titeln zugelangt - dazu gehört Swisscom nicht. 

Zweitens ist auch ein anderer, vordergründig eher nebensächlicher Umstand der Kursperformance von Swisscom zuletzt abträglich. Als "Dividendenaktie" reagiert Swisscom auf Änderungen bei den langfristigen Renditen. Stiegen diese, nimmt die Attraktivität von Dividendentiteln wie Swisscom ab, sagt Jan Widmer, Fondsmanager bei der St. Galler Kantonalbank, zu cash.ch.

Die Rendite der US-Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit hat sich, wie in untenstehender Grafik ersichtlich, seit Anfang August fast verdoppelt.

Renditeentwicklung der US-Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit (Quelle: CNBC). 

Dass die Fusion zwischen Sunrise und UPC Swisscom-Anleger aufgeschreckt hat, ist unwahrscheinlich. Grosse Veränderungen auf dem Schweizer Telekommunikationsmarkt sind hierdurch nicht zu erwarten. Am Markt wird sogar davon ausgegangen, dass Swisscom durch die Fusion der Konkurrenten sogar Kunden dazugewinnen könnte. 

"Der Wettbewerb wird hart bleiben und von Innovationen getrieben sein", sagte Swisscom-Chef Urs Schaeppi Anfang November bei der Präsentation der Quartalszahlen. "Die Preise werden sicher nicht hochgehen."

Der Umsatz von Swisscom schrumpfte zwar von Juli bis September - wie so oft in den vergangenen Jahren - , doch die Profitabilität bleibt auf einem hohem Niveau. An den Jahreszielen und an der Dividende rüttelte das Unternehmen nicht. Letztere beträgt mit gegenwärtigem Kurs 4,6 Prozent.

Diese schon fast historisch anmutende Beständigkeit schlägt sich auch auf die langfristige Aktienperformance durch. Über die letzten Jahre kehrte die Aktie immer wieder zu einem gewissen Durchschnittswert zurück. In den letzten fünf Jahren hat die Aktie 5 Prozent verloren, während der SMI 16 Prozent zulegte.

Kursperformance der Swisscom-Aktien seit Dezember 2015 (Quelle: cash.ch).

Dieses Bild wird sich vermutlich auch in der Zukunft nicht gross verändern. Dank der Impfstoff-Neuigkeiten Anfang November hat sich die Wahrscheinlichkeit für eine Wirtschaftserholung – einer "Normalisierung" - im Jahr 2021 zwar vergrössert. Doch für Jan Widmer von der St. Galler Kantonalbank ist klar, dass die Swisscom-Aktie kaum von dieser Normalisierung wird profitieren können. 

Einen Auschlag nach oben, wie ihn die Aktie im Februar 2020 kurz vor dem Börsenabsturz  erlebt hatte, wird in Zukunft demnach Seltenheitswert haben. Damals stieg der Titel kurzzeitig auf den höchsten Stand seit fünf Jahren.

Vielleicht erfährt der Titel ab Januar einen Schub, wenn Investoren traditionellerweise Jagd machen auf dividendenstarke Aktien. Insofern wäre ein Einstiegszeitpunkt beim heutigen Kursniveu nicht unattraktiv. Mittel- und langfristig bleibt die Aktie aber so etwas wie ein Obligationenersatz, der sich auch für vermögende Investoren anbietet, die vor den Negativzins-Belastungen auf ihren Bankkonti fliehen wollen.

Jan Widmer sieht es ähnlich: "Die Swisscom-Aktie fungiert als Stabilisator in einem Anlegerportfolio und bringt ein sicheres Ertragseinkommen mittels Dividenden. Bezüglich der Kursperformance dürfen Anleger jedoch nicht viel erwarten", sagt der Fondsmanager. 

ManuelBoeck
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