Meyer Burger hatte erst vor wenigen Wochen den Einstieg in die Produktion von Solarmodulen bekanntgegeben. In den Jahren zuvor hatte das Unternehmen lediglich die dafür notwendigen Maschinen hergestellt, aber viel zu wenig davon verkauft, wie die ständigen Verluste zeigen.

Künftig will die Gruppe in den deutschen Bundesländern Sachsen-Anhalt und Sachsen selber Solarzellen produzieren. Grünes Licht für diesen Strategiewechsel erteilten die Aktionäre im Juli gleichzeitig mit der dazu benötigten Kapitalerhöhung.

Dazu mietet Meyer Burger in Bitterfeld-Wolfen Gebäude des ehemaligen Solarzellenherstellers Sovello langfristig. Dort sollen künftig hocheffiziente Solarzellen mit der so genannten Heterojunction-Technologie hergestellt werden. Im knapp 150 Kilometer entfernten Freiberg will Meyer Burger diese Hocheffizienz-Zellen zu "SmartWire"-Modulen weiterverarbeiten. Dieses Areal hat Meyer Burger vom ehemaligen Solarworld-Konzerns gekauft.

Die Wertschöpfungskette soll mit dem Einstieg in die Produktion signifikant ausgeweitet werden. Meyer Burger will bis 2022 einen jährlichen Umsatz von 400 bis 450 Millionen Franken bei einer Gewinnmarge (EBITDA) von 25 bis 30 Prozent erreichen.

Umsatzeinbruch und hoher Verlust

Nach den zahlreichen Devestitionen der vergangenen zwei Jahre ist der Umsatz in den ersten sechs Monaten 2020 auf mittlerweile noch 51,0 Millionen Franken zusammengebrochen. Gegenüber der Vorjahresperiode kommt dies einem Minus von 58 Prozent gleich, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Aber auch wenn man auf die devestitions- und währungsbereinigten und damit vergleichbaren Zahlen abstützt, ergibt sich ein ähnlich hohes Minus von gut 52 Prozent.

Noch etwas geringer fiel der Auftragseingang aus. Mit 32,2 Millionen Franken erreichte er etwas mehr als einen Drittel des Vorjahreswerts. Per Ende Juni verfügte Meyer Burger über einen Auftragsbestand von 76,1 Millionen.

Das erste Semester sei belastet gewesen durch die strategische Neuausrichtung und die ausserordentliche Lage mit der Covid-Pandemie, heisst es zum Geschäftsgang.

Beim Betriebsergebnis (EBITDA) resultierte ein Verlust von 27,5 Millionen, nach einem Minus von 13,2 Millionen im Vorjahr. Unter dem Strich steht ein happiger Nettoverlust von 38,6 Millionen Franken, nach einem knappen Gewinn von 1,8 Millionen im ersten Semester 2019.

Ambitiöse Ausbaupläne

Beim Blick nach vorne konzentriert sich Meyer Burger auf den Start der Produktion an den neuen Standorten in Deutschland. Dieser ist für das zweite Quartal 2021 vorgesehen. Das Unternehmen zeigt sich überzeugt, dass die Voraussetzungen an den Produktionsorten mit dem evaluierten Team an internen und externen Produktionsspezialisten "sehr vorteilhaft" seien.

Angestrebt wird für den Produktionsstart im ersten Semester 2021 eine Kapazität von jährlich 400 MW in der Solarzellenproduktion und 400 MW in der Modulproduktion. Bereits mit diesem Volumen sei mit einem operativen Gewinn zu rechnen. Vorgesehen ist dann aber ein Ausbau der Kapazität bis zu 5 GW.

(AWP)