"Wir können unsere Dividende weiter entwickeln", sagte Telekom-Chef Tim Höttges am Donnerstag auf der Jahreshauptversammlung, die wegen der Corona-Pandemie zum zweiten Mal in Folge virtuell stattfand. Für 2020 zahlt der Bonner Dax-Konzern erneut nur Mindestdividende von 60 Cent je Anteilsschein und begründet dies mit Kosten im Zusammenhang mit dem Zusammenschluss der US-Tochter T-Mobile US mit dem kleineren Konkurrenten Sprint. Dies sorgte bereits vorab für Kritik von Aktionärsvertretern.

Frederik Beckendorff von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) bezeichnete die Höhe als "erklärungsbedürftig". Vanda Rothacker von der Union Investment forderte, die Dividende müsse wieder auf ein angemessenes Niveau gebracht werden. Deka-Investment-Fachmann Winfried Mathes bezeichnete die Ausschüttung als knauserig. Höttges werde mit 600'000 Euro für die Genehmigung des Zusammenschlusses T-Mobile US und Sprint belohnt, da wollten auch Telekom-Aktionäre vom steigenden Cashflow von T-Mobile US profitieren.

Rothacker hält eine Reduzierung des Schuldenbergs der Telekom von aktuell rund 120 Milliarden Euro für nötig. Höttges versprach, aktiv zu werden: Der Schuldenabbau habe Priorität. Mittelfristig werde angepeilt, in den Korridor des 2,25- bis 2,75-fachen des bereinigten Ergebnisses zurückzukehren. 2020 war das Ergebnis dank des Zugpferdes T-Mobile US um 41,6 Prozent auf 35 Milliarden Euro geklettert.

Zunächst kein Handlungsbedarf bei Kaufoption bei T-Mobile US

Dank des US-Zugpferdes sprang der Umsatz von Europas grösstem Telekomanbieter 2020 über die Marke von 100 Milliarden Euro. Aktuell hält die Telekom rund 44 Prozent an der US-Tochter und kann sie aufgrund einer Stimmrechtsvereinbarung in der Bilanz konsolidieren. Mit dem japanischen T-Mobile-US-Aktionär Softbank, dem Sprint früher gehörte, wurde eine Kaufoption über 101 Millionen T-Mobile-Aktien geschlossen, die bis Juli 2024 ausgeübt werden kann. Bis dahin unterliegt Softbank einer Verkaufssperre bei ihrer Beteiligung an dem US-Mobilfunker von noch rund acht Prozent. Höttges sagte, die Telekom könne zu einem niedrigeren Kurs als dem aktuellen Aktienkurs kaufen - 45 Millionen der Kaufoptionen könnten zu einem Kurs von 101,5 Dollar je Aktie erworben werden. Der Rest könne zum jeweiligen Kurs gekauft werden, der aktuell bei rund 125 Dollar liegt. Einen akuten Handlungsbedarf, die Kaufoptionen zu ziehen, macht Höttges nicht aus: "Es besteht hier kein Zeitdruck."

Die Telekom-Aktionäre stimmten bei der Hauptversammlung auch über ein neues Vergütungssystem ab. So sollen in die Vorstandsvergütung auch Klimaziele verankert werden. DSW wie auch Union Investment hatten mit Blick auf die Möglichkeit von Sonderzahlungen angekündigt, gegen das neue Vergütungssystem zu stimmen.

(Reuters)