Trotz der derzeit tobenden Schlacht mit Sonderangeboten für Internet, Festnetz und TV in der Schweizer Telekombranche will Branchenprimus Swisscom die normalen Abopreise nicht massiv senken. Dies sagte Swisscom-Finanzchef Mario Rossi am Freitag im Interview mit der Nachrichtenagentur AWP.

Salt hatte den Preis für das Bündelangebot von Internet, Festnetztelefon und TV im vergangenen Jahr auf unter 50 Franken heruntergerissen. Dafür hatte die Konkurrenz bis dahin über 120 Franken verlangt. Nun versuchen Swisscom, UPC und Sunrise mit zeitlich beschränkten Sonderangeboten von weniger als 50 Franken zu kontern. Die Frage ist, ob Swisscom und Sunrise nach dem Auslaufen der Sonderangebote auf die alten Preisniveaus zurückkehren können oder Zugeständnisse machen müssen.

Konkurrenzkampf geht weiter

Swisscom-Finanzchef Rossi sagt hierzu: "Das sind aus unserer Sicht temporäre Promotionen, die in einem saturierten Markt stattfinden. Das sieht man in ganz Europa. Das heisst nicht, dass die Listenpreise auf dieses Niveau sinken. Wir haben keine Pläne, die Listenpreise zu reduzieren."

"Von Zeit zu Zeit muss man eine Promotion machen, um das Kundenwachstum zu stimulieren", sagte Rossi: "Aber auf dieser tiefen Preisbasis kann kein Infrastrukturanbieter langfristig Geld verdienen."

Der Konkurrenzkampf in der Schweiz werde durch die geplante Übernahme von UPC durch Sunrise nicht nachlassen, sagte Rossi: "Ich glaube nicht, dass Sunrise durch die Integration von UPC absorbiert sein wird und der Wettbewerbsdruck nachlässt. Sunrise-Chef Olaf Swantee will Marktanteile gewinnen."

Kein Geldregen durch 5G

Von der neuen Mobilfunkgeneration 5G kann die Swisscom keinen zusätzlichen Geldregen von den Privatkunden erwarten. "Wenn wir zurückschauen, ist es Branche nie gelungen, mit einem Technologiesprung Preiserhöhungen im Massenmarkt zu machen. Bei unseren neuen Abos haben wir eine Option für 10 Franken für die Maximalgeschwindigkeit. Es wird sich zeigen, wie man 5G monetarisieren kann", sagte Rossi.

Im Geschäftskundenbereich gebe es mittelfristig Potential für neue 5G-Anwendungen und zusätzliche Einnahmen. Beispielsweise könnte man einen Teil des 5G-Netzes für die Eisenbahnen oder die Blaulichtorganisationen reservieren. Denn solche Anwendungen seien mit 4G bisher nicht möglich, sagte Rossi: "Beim Internet der Dinge erwarten wir grosses Wachstum. Da stehen wir erst am Anfang und 5G wird sehr viel mehr Dinge als Smartphones vernetzen."

Mario Rossi, Chief Financial Officer und Leiter Group Business Steering bei der Swisscom (Bild: zVg).

Beim 5G-Ausbau spürt die Swisscom wie die anderen Mobilfunkbetreiber auch den Widerstand aus Teilen der Bevölkerung und der Politik, die auch 5G-Moratorien verhängen will. "Insgesamt gibt es übers Jahr gesehen etwa bei einem Drittel aller Antennen-Baugesuche Einsprachen. Das ist jetzt leicht mehr. Es wird immer schwieriger, Antennen zu bauen", sagte Rossi.

Dies betreffe zum Teil auch den Ausbau der bisherigen Mobilfunkgenerationen. Die Einsprachen seien aber nicht sprunghaft angestiegen. "Die Zahlen der 5G-Gegner können wir nicht nachvollziehen", sagte der Swisscom-Finanzchef.

Kupfernetz aufrüsten

Beim Geschwindigkeitsrennen im Festnetz, wo die Kabelnetzbetreiber UPC und Quickline derzeit Gas geben mit einer Erhöhung der Spitzengeschwindigkeit auf 1 Gigabit pro Sekunde (Gbit/s) kann die Swisscom mit ihrem Kupfernetz nicht mithalten. Sie versucht dagegenzuhalten, indem sie die Glasfasern näher an die Häuser bis zum Strassenschacht zieht, was die Länge der Kupferleitung verkürzt.

"Da liefern wir 200 bis zu 500 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) je nachdem, wie weit der Anschluss vom Strassenschacht entfernt ist", sagte Rossi. "Das sind Geschwindigkeiten, die man heute als Privathaushalt nicht braucht. Die Werbung von Salt mit 10 Gbit/s ist Marketing. Eine solche Geschwindigkeit kann man heute gar nicht verarbeiten."

"Bis Ende 2021 bauen wir in jeder Gemeinde mit Glasfasern das Netz aus. Dadurch bekommen mindestens 75 Prozent der Haushalte eine Geschwindigkeit von 200 Mbit/s oder mehr", sagte Rossi.

Bei 500 Mbit/s sei aber nach heutigem Wissensstand Schluss auf der Kupferleitung. "Die Zukunft wird zeigen, ob man mal mehr braucht", sagte Rossi. Sollte es irgendwann einmal nötig sein, können wir die Glasfasern vom Strassenschacht aus weiterziehen zu den Häusern. Wir haben so keine Investitionen verschwendet."

(AWP/cash)