Waren und Dienstleistungen kosteten im August durchschnittlich 7,9 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag eine frühere Schätzung bestätigte. Im Juli lag die Teuerungsrate noch bei 7,5 und im Juni bei 7,6 Prozent. "Hauptursachen für die hohe Inflation sind nach wie vor Preiserhöhungen bei den Energieprodukten und bei Nahrungsmitteln", sagte der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Georg Thiel. Dabei wirkten die staatlichen Entlastungsmaßnahmen noch als Dämpfer, die allerdings nur von Juni bis August galten. Bundesregierung und Ökonomen stimmen die Deutschen auf noch stärker steigende Preise ein.

"Insgesamt kommt der Energiepreisschock, der sich durch die Reduzierung der russischen Gaslieferungen ergeben hat, immer mehr in der Breite der deutschen Volkswirtschaft an", warnte das Bundeswirtschaftsministerium in seinem Monatsbericht. Die Inflationsrate könnte schon im September nochmals steigen, weil sich die Senkung der Energiesteuer auf Kraftstoffe und das 9-Euro-Ticket dann nicht mehr preisdämpfend auswirkten. "Zur Jahreswende droht die Inflationsrate damit die 10-Prozent-Marke zu übersteigen", sagte der wissenschaftliche Direktor des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Sebastian Dullien. Mit einer Entspannung sei erst im Jahresverlauf 2023 zu rechnen.

Energie kostete 35,6 Prozent mehr als im August 2021. Haushaltsenergie verteuerte sich mit 46,4 Prozent besonders stark. So haben sich die Preise für leichtes Heizöl binnen Jahresfrist mit 111,5 Prozent mehr als verdoppelt. Die Teuerung für Erdgas betrug 83,8 Prozent. Strom kostete 16,6 Prozent mehr. Für Kraftstoffe wie Benzin wurde 16,5 Prozent mehr verlangt.

Auch die Preise für Nahrungsmittel stiegen mit 16,6 Prozent überdurchschnittlich und zogen bereits den sechsten Monat in Folge an. Erheblich teurer wurden Speisefette und Speiseöle (+44,5 Prozent) sowie Molkereiprodukte und Eier (+26,8). Auch für Fleisch und Fleischwaren (+18,6 Prozent) sowie für Brot und Getreideerzeugnisse (+17,1) erhöhten sich die Preise für Verbraucherinnen und Verbraucher spürbar.

Die starke Inflation könnte die Wirtschaft in eine Rezession stürzen. "Aufgrund der rapide fallenden Kaufkraft der privaten Haushalte droht über den Winter eine durch Konsumzurückhaltung ausgelöste Rezession in Deutschland", sagte IMK-Direktor Dullien. "Die bisherigen Entlastungspakete dürften in der bisherigen Form dies nicht mehr abwenden können." Abhilfe könnte schaffen, wenn der angekündigte Strompreisdeckel schnell umgesetzt und ebenfalls schnell ein Konzept für den Gaspreisdeckel vorgelegt und beschlossen werde. Auch die Bundesregierung stellt sich angesichts der Energiekrise auf eine Rezession ein. "Die deutsche Wirtschaftsleistung könnte in der zweiten Jahreshälfte stagnieren oder rückläufig sein", so das Wirtschaftsministerium.

(Reuters)