In dem vom Beratungshaus Z/Yen erstellten Ranking bleibt die britische Metropole auf dem ersten Platz - gefolgt von New York, Hongkong und Singapur. In diesem sogenannten GFCI-Index fliessen bei der Beurteilung der Finanzstandorte Faktoren wie Infrastruktur oder Verfügbarkeit von hoch qualifizierten Arbeitskräften ein. London konnte seinen Vorsprung vor New York sogar ausbauen: "Wahrscheinlich wegen Sorgen mit Blick auf die Handelsbeziehungen der USA", so die Autoren in der am Montag veröffentlichten Studie.

US-Präsident Donald Trump sieht sein Land als Verlierer der Globalisierung und vertritt die Position, dass wegen unfairer Handelsabkommen Jobs in den USA vernichtet worden sind. Er stellt daher Handelsabkommen in Frage und droht mit Strafzöllen.

Die einflussreiche britische Finanzlobby-Gruppe TheCityUK warnte trotz des unangefochtenen Führungsstatus von London vor Selbstzufriedenheit. Falls es keine Übergangsregelungen für die Zeit nach dem geplanten Austritt aus dem EU-Binnenmarkt gebe, würden sich viele Unternehmen aus der Branche bei ihren Personalplanungen entsprechend darauf einstellen.

Zollgrenzen kommen Händler teuer zu stehen

Die Forscher der Denkfabrik "Institute for Government" haben ausgerechnet, dass allein durch die Einführung von Zollgrenzen nach dem EU-Austritt auf die Finanzhändler der Insel Mehrkosten von über vier Milliarden Pfund (4,38 Milliarden Euro) pro Jahr zukommen. Das Institut geht davon aus, dass nach dem Brexit insgesamt zusätzlich 200 Millionen Zollerklärungen pro Jahr nötig werden: Bei geschätzten Kosten von 20 bis 45 Pfund pro Dokument kommen demnach vier bis neun Milliarden Pfund zusammen: "Umfang und Kosten könnten für viele Händler gravierend sein", warnen die Autoren.

Das Brexit-Votum vom Sommer 2016 hat zudem dazu geführt, dass das Pfund zum Euro kräftig Federn lassen musste. Importgüter werden in einem solchen Fall teurer und Reisen ins Ausland kostspieliger. Laut dem Kreditkartenbetreiber Visa hat dies im August dazu geführt, dass die Bürger verstärkt im Inland Urlaub machten. Dies hatte zur Folge, dass die Briten erstmals seit April wieder mehr Geld ausgaben, wie Visa auf Basis seiner Umsätze auf Kredit- und Kundenkarten mitteilte. Laut einer Prognose der Notenbank müssen sich die Briten jedoch noch auf Jahre hinaus auf erhöhte Inflationsraten gefasst machen.

Im Unterhaus steht am Montagabend eine Abstimmung über ein Aufhebungsgesetz ("Repeal bill") an, mit dem Regierungschefin Theresa May die Trennung von der EU auf finanziellem, politischen und juristischem Gebiet absichern will. Das Votum ist nur eine Etappe im legislativen Prozess und soll den Weg für eine eingehende Prüfung durch die Parlamentarier freimachen. Die oppositionelle Labour-Partei hat angekündigt, mit Nein zu stimmen, falls die Regierung keine Zugeständnisse mache. Die Labour-Partei müsste bei der Abstimmung jedoch EU-Befürworter aus den Reihen der Konservativen auf ihre Seite ziehen, um May am Abend eine Niederlage beizubringen. Brexit-Minister David Davis hat Gegner des Gesetzes gewarnt, ein Nein sei ein Votum für einen chaotischen Brexit.

Die "Repeal bill" soll beispielsweise die Frage der Zuständigkeit des Europäischen Gerichtshofs EuGH nach dem Brexit klären. Dies ist einer der Streitpunkte in den holprig angelaufenen Scheidungsgesprächen zwischen Grossbritannien und der EU. Brüssel ist strikt dagegen, dass der EuGH beispielsweise in Streitfragen über die Rechte von EU-Bürgern nach dem britischen Austritt aussen vor bleiben soll. Der Status von Millionen Briten und EU-Bürgern im jeweils anderen Gebiet ab April 2019 ist bislang noch ungeklärt.

(Reuters)