Nach zwei Enttäuschungen in Folge dürfen die Aktionärinnen und Aktionäre von AMS Osram aufatmen. Mit einem Umsatz von 851 Millionen Franken schneidet der Sensorenhersteller im zweiten Quartal zwar etwas schlechter als erwartet ab. Analysten waren durchschnittlich von einem Umsatz in Höhe von 864 Millionen Euro ausgegangen. Mit 50 Millionen Euro liegt der operative Gewinn (EBIT) auf bereinigter Basis allerdings über den erwarteten 42 Millionen Euro.

Die firmeneigenen Vorgaben für das dritte Quartal lassen nun sogar auf eine Belebung des Tagesgeschäfts schliessen. AMS Osram strebt für die Monate Juli bis September einen Umsatz zwischen 840 und 940 Millionen Euro bei einer operativen Marge von 5 bis 8 Prozent an.

Dennoch unterzieht sich der Sensorenhersteller unter dem neuen Firmenchef Aldo Kamper einer Rosskur. Die Strukturen sollen vereinfacht und die Kosten gestrafft werden. Ausserdem will man sich von weiteren Geschäftsbereichen trennen. In diesem Zusammenhang nimmt das Unternehmen ausserordentliche Wertberichtigungen im Umfang von 1,3 Milliarden Euro vor.

Massnahmenpaket kommt bei Analysten gut an

Die Gewinnschätzungen der Zürcher Kantonalbank wurden im zweiten Quartal eigenen Angaben zufolge klar übertroffen. Ihres Erachtens deuten die Vorgaben für das dritte Quartal eine Rückkehr zu vorsichtigem Umsatzwachstum an, wobei sich die Aussagen zum operativen Gewinn in etwa im Rahmen der bankeigenen Erwartungen bewegen. Die Zürcher Bank erhofft sich vom umfangreichen Massnahmenpaket eine künftig stabilere und nachhaltigere Geschäftsentwicklung. Am "Marktgewichten" lautenden Anlageurteil für die Aktie sowie am rechnerischen fairen Wert von 7 Franken hält sie indes fest.

Aus der Sicht der Bank Vontobel liegt das Ergebnis für das zweite Quartal über und der Ausblick für das dritte Quartal leicht unter den Erwartungen. Aufgrund der strategischen Massnahmen, welche eine Gesundschrumpfung der Geschäftsaktivitäten vorsehen, rücke das dritte Quartal sowieso kurzfristig in den Hintergrund, so die Zürcher Bank. Sie begrüsst die neuen Mittelfristziele und fühlt sich in ihrer Kaufempfehlung bestärkt. Das Kursziel wird vorerst mit 12 Franken angegeben.

Nicht weniger zuversichtlich zeigt sich der US-Broker Stifel. Er hebt hervor, dass der Sensorenhersteller schon ab dem kommenden Jahr mit einem positiven freien Cash Flow rechnet. Das Massnahmenpaket hält der zuständige Analyst für glaubwürdig und stuft die Aktie mit "Buy" und einem Kursziel von 13,50 Franken ein.

Leerverkäufer nun in der Defensive

Wie die Reaktion der Börse zeigt, gewinnt auch sie den vorliegenden Informationen vorwiegend positive Aspekte ab. Nach einem Vorstoss in die Nähe von 8 Franken gewinnt die AMS-Aktie zur Stunde noch 18 Prozent auf 7,94 Franken. Beobachter schliessen nicht aus, dass nach den Kursgewinnen vom Vortag nach Börsenstart Anschlusskäufe einsetzen.

Dass sich der Aktienkurs weiter vom Rekordtief von Anfang Mai bei etwas weniger als 5 Franken nach oben löst, könnte für die Leerverkäufer zum Problem werden. Statistiken von S&P Global Market Intelligence zufolge wetteten sie noch vor wenigen Wochen mit knapp 16 Prozent aller ausstehenden Titel auf rückläufige Kurse. Das macht AMS Osram zur am vierthäufigsten leerverkauften Aktie an der Schweizer Börse.

Auch der für Kepler Cheuvreux tätige Analyst könnte gezwungen sein, über die Bücher zu gehen. Er rät mit "Reduce" und einem Kursziel von 5,20 Franken zum Verkauf der AMS-Aktie und warnte erst kürzlich vor einem schwachen zweiten Quartal und düsteren Vorgaben fürs dritte Quartal.