Türkische Privatanleger fallen offensichtlich in alte Gewohnheiten zurück: Sie verkaufen Lira gegen ausländische Währungen, vor allem den Dollar, und kaufen en masse mit Gold. Das berichtet das Wall Street Journal Deutschland.

Nach Angaben der türkischen Notenbank sind die Devisenbestände der türkischen Privathaushalte im vergangenen Jahr um fast zehn Prozent auf den Gegenwert von 69 Milliarden Dollar gestiegen. Türkische Unternehmen haben ihre Vorräte um über 20 Prozent auf 50 Milliarden Dollar aufgestockt.

Hintergrund der Flucht in sichere Anlagen ist der Verfall der heimischen Währung Lira. Diese taumelt von einem Rekordtief zum nächsten. Bereits im letzten Jahr hatt die türkische Landeswährung zum Dollar einen Fünftel ihres Wertes verloren.

"Wir behalten unsere Dollar lieber"

Grund für die Talfahrt der Lira ist vor allem der Korruptionsskandal im Umfeld der Regierung des Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan, der seit Wochen für Verunsicherung unter Investoren sorgt. Analysten sagen der Lira eine noch deutlichere Abwertung voraus.

"Wir haben in der Vergangenheit Krisen erlebt und sehen nun wieder eine Krisenmentalität entstehen", zitiert das Wall Street Journal Deutschland Gokhan Karakan, der seit mehr als einem Jahrzehnt im Grossen Basar von Istanbul mit Devisen handelt. Die Zahlen seien besorgniserregend.

Istanbuler Händler, die in den vergangenen Jahren vom Boom der türkischen Wirtschaft profitiert haben, horten nun Dollar. Da die Volatilität und die Unruhen zugenommen haben, "behalten wir unsere Dollar lieber, wenn wir sie nicht unbedingt verkaufen müssen", sagt Sait Bayhan, ein 75-jähriger Teppichhändler.

(cash)