Die jüngste Wortmeldung von Colm Kelleher bezüglich Integration der Credit Suisse (CS) kam am Mittwoch: Bei der Übernahme von Beschäftigten der CS-Investmentbank werde eine "unglaublich hohe Messlatte" angelegt, sagte der UBS-Verwaltungsratspräsident an einer Veranstaltung in London.

Schon Ende März wurde Kelleher anlässlich der Vorstellung von Sergio Ermotti als neuem UBS-Chef deutlich: Es gebe mit dem Investmentbanking einen schlechten Teil der Credit Suisse, die Vermögensverwaltung dagegen sei grösstenteils "sauber". Und: CS-Angestellte, die zur UBS wechseln wollten, müssten durch einen "kulturellen Filter" gehen.

Man kann die Worte von Kelleher wahlweise als dramatisierend, unpassend oder markig beurteilen. Sicher sind sie auch eines: Sie sind abschätzig - und sie wirken überheblich. Es ist eine öffentlich vorgetragene Zweiteilung in “Gut” und “Böse”. Dort das Schlechte und Unsaubere, die Credit Suisse. Wir das Gute, die UBS.

Klar: In einigen Bereichen der Credit Suisse, im Investmentbanking, gab es über Jahre grosse Probleme mit der Risikokultur, was schliesslich zum Untergang der Bank führte. Klar ist auch, dass kulturelle Unterschiede oft der Grund für gescheiterte Übernahmen sind und im Vornherein soweit wie möglich ausgeräumt werden müssen. Und offensichtlich ist auch, dass Kellehers deutliche Wortwahl an die Investoren gerichtet ist, welche gerade einen “Mismatch” zwischen den zwei Banken befürchten.

Mit seinen wenig differenzierten Äusserungen bringt Kelleher aber wiederholt die Tausenden von Credit-Suisse-Angestellten in Misskredit, die über Jahre einen einwandfreien Job gemacht haben. Und angesichts der Drohkulisse eines “Filters” werden gute und talentierte CS-Mitarbeiter wohl eher nicht bei einer UBS arbeiten wollen und springen ab.

Die Auftritte Kellehers geraten zudem in ein Umfeld in der Schweiz, in welchem die UBS als “Monsterbank” wahrgenommen wird. Einem Image, dem die UBS auf vielen Wegen entgegenzuwirken versucht. Die Wortwahl Kellehers ist gewiss keine Hilfe bei diesen Bemühungen.

Vor 17 Jahren herrschte in gewissen Teilen in der UBS ebenfalls eine toxische Risikokultur, die Kelleher bei nun der CS bemängelt. Man müsste es dem UBS-Präsidenten vielleicht in Erinnerung rufen.

Daniel Hügli
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