Noch am 20. März hatte UBS-Chef Sergio Ermotti an einer Investorenkonferenz von Morgan Stanley vor einem Ertragseinbruch im Investment Banking gewarnt und vom schwierigsten Umfeld im Wealth Management seit Jahren gewarnt. Daraufhin kürzten reduzierten viele Analysten ihre Gewinnschätzungen. Einige unter ihnen sogar recht deutlich. 

Nun übertrifft die grösste Schweizer Bank im ersten Quartal sowohl beim Geschäftsertrag als auch auf den Stufen Vorsteuergewinn und Reingewinn selbst die optimistischsten Erwartungen um 20 Prozent oder mehr.  Dass die UBS-Aktie im frühen Handel bis auf 13,70 Franken kletterte, lässt vermuten, dass neben den Analysten auch viele Anleger die Ertrags- und Gewinnkraft nach den Aussagen Ermottis unterschätzt haben. Zur Stunde gewinnt sie noch 0,7 Prozent auf 13,49 Franken.

Beobachter macht in diesem Zusammenhang stutzig, dass Credit-Suisse-Chef Tidjane Thiam bei der Vorlage der Quartalszahlen am gestrigen Mittwoch von einer positiven Dynamik sprach, welche die Bank "gegen Ende des ersten Quartals verzeichnete". Am Markt fragt man sich nun, welchen Sinn Ermottis Aussagen über das Tagesgeschäft Ende März machten. Die mögliche Antwort: Es lag Ermotti viel daran, die Erwartungen tief zu halten und dann ein Ergebnis "über den Einschätzungen" zu präsentieren.

Ergebnisqualität lässt zu wünschen übrig

In Marktkreisen wird der vorliegende Zahlenkranz mehrheitlich gelobt. Das gilt sowohl für den Geschäftsertrag als auch für den Vorsteuergewinn und den Reingewinn. Für überraschte Gesichter sorgt insbesondere der starke Gewinnbeitrag aus dem Investment Banking. Doch auch der Nettoneugeldzufluss in Höhe von 22,3 Milliarden Franken im Global Wealth Management sowie die leicht bessere Kernkapitalquote (CET1) kommen gut an.

Bloss was den Gewinnbeitrag aus dem Global Wealth Management anbetrifft, hatten sich einige Analysten mehr erhofft. Dieser Geschäftszweig ist das Kerngeschäft der Grossbank. Auch sonst werden vereinzelt Stimmen laut, die auf die eher schlechte Ergebnisqualität hinweisen.

Wie die Zürcher Kantonalbank schreibt, schlägt die UBS die Markterwartungen hauptsächlich wegen Einmaleffekten im sogenannten Corporate Center. Doch auch das Investment Banking sei massgeblich beteiligt gewesen. Gerade im Handel mit Festverzinslichen, Rohstoffen und Devisen habe die Grossbank besser als die US-Konkurrenz abgeschnitten. Die Zürcher Kantonalbank stuft die UBS-Aktie wie bis anhin mit "Marktgewichten" ein.

Etwas optimistischer gibt man sich in einem Kommentar aus dem Hause Vontobel. Der Autor räumt zwar ein, dass auch seine Erwartungen an das Global Wealth Management im ersten Quartal verfehlt worden sind. Dank der stark gestiegenen verwalteten Vermögen rechnet er in diesem Bereich ab dem laufenden zweiten Quartal aber mit Verbesserungen. Der Autor empfiehlt die Aktie denn auch mit einem Kursziel von 15 Franken zum Kauf.

Spekulationen rund um die Aktienrückkäufe haben ein Ende

Mit der DZ Bank bezeichnet der Dachverband der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken das Quartalsergebnis zwar als "respektabel". Dennoch stuft der verantwortliche Bankenanalyst die UBS-Aktie von "Kaufen" auf "Halten" herunter. Der faire Aktienkurs wird weiterhin mit 14,30 Franken angegeben. Anders der für die Basler Kantonalbank tätige Berufskollege: Er stuft die Aktie mit einem Kursziel von 16 von "Marktgewichten" auf "Übergewichten" herauf.

Bereits nach dem milliardenschweren Urteil im französischen Steuerprozess war klar, dass die UBS beim mit 2 Milliarden Franken dotierten Aktienrückkaufprogramm über die Bücher gehen muss. Für weitere Informationen vertröstete die Grossbank damals allerdings auf den Tag der Quartalsergebnisveröffentlichung.

Nun haben die Spekulationen rund um die Aktienrückkäufe ein Ende. Das Unternehmen will 2019 weiterhin im Umfang von einer Milliarde Dollar eigene Aktien zurückkaufen. Eine Wiederaufnahme des Programms ist für das laufende zweite Quartal geplant. Analysten gingen zuletzt davon aus, dass die UBS die Aktienrückkäufe bis auf weiteres einstellt.

Wie die Deutsche Bank schreibt, wurde in Expertenkreisen für 2019 zuletzt noch mit einer Aktienrückkaufsumme von 200 Millionen Franken gerechnet. Die deutsche Grossbank selber ging noch von 750 Millionen Franken aus. Doch selbst diese Schätzung muss nun wieder erhöht  werden.