In einer Mitteilung an die Medien wartet ABB am frühen Freitagmorgen mit einer wahren Flut an Vorabinformationen zum Investorentag auf.

So stellt der schweizerisch-schwedische Industriekonzern mit Turbocharging, Mechanical Power Transmission und Power Conservation immerhin drei der 18 Divisionen ins Schaufenster. Die besagten Geschäftsfelder steuerten zuletzt knapp 2 Milliarden Dollar zum Jahresumsatz bei.

Die neuen Mittelfristziele unterscheiden sich auf den ersten Blick zwar nur unwesentlich von den bisherigen Vorgaben. Demnach strebt ABB ein jährliches Umsatzwachstum von durchschnittlich 3 bis 5 (zuvor 3 bis 6) Prozent an. Die operative Marge (EBITA) soll wie bis anhin zwischen 13 und 16 Prozent liegen. Allerdings soll die konzernweite Marge ab 2023 im oberen Bereich dieser Zielbandbreite liegen.

Analysten mehrheitlich wohlwollend

ABB-Chef Björn Rosengren richte erwartungsgemäss mit der grossen Kelle an. Einzig wer sich radikalere Anpassungen des Firmenportfolios erhofft habe, werde enttäuscht, so verlautet es aus den Handelsräumen hiesiger Banken. Gut kommt hingegen die Neuigkeit an, dass die geplanten Kosteneinsparungen in Höhe von 500 Millionen Dollar schon ein Jahr früher als ursprünglich geplant erreicht werden. Das weckt Margenhoffnungen und sollte die Herzen der ABB-Aktionäre höher schlagen lassen.

Wie die Zürcher Kantonalbank festhält, beinhalten die neuen finanziellen Mittelfristziele keine grossen Veränderungen. Beim Portfolio würden, wie erwartet, keine massiven Anpassungen vorgenommen. Erfreut zeigt sich die Zürcher Bank hingegen vom vorzeitigen Erreichen der Kosteneinsparungen sowie von der Einführung von Nachhaltigkeitszielen. Das Anlageurteil lautet wie bis anhin "Marktgewichten".

Bei der Citigroup zeigt man hingegen Gefallen an der beschleunigten Neuausrichtung des Beteiligungsportfolios. Aus Sicht der US-Investmentbank kommen die neuen Mittelfristziele mehr oder weniger einer Bestätigung der bisherigen Vorgaben gleich. Sie rät deshalb weiterhin mit "Buy" und einem Kursziel von 28 Franken zum Kauf der Aktie.

Die Bank Vontobel warnt, dass das revidierte Umsatzwachstumsziel enttäuschen könnte. Denn einen Drittel davon will ABB "anorganisch" - sprich über Firmenkäufe - erzielen. Auch der unveränderte Margenkorridor stimme nicht gerade zuversichtlich, so die Zürcher Bank. Sie stuft die Aktie mit "Hold" und einem Kursziel von 25,50 Franken ein.

Aktie gerät unter Verkaufsdsruck

J.P. Morgan sieht in den neuen Mittelfristzielen gar eine Kürzung der bisherigen Vorgaben. Zudem stösst sich die US-Investmentbank am höher als gedachten Investitionsbedarf. Für J.P. Morgan ist die Aktie denn auch weiterhin ein Verkauf mit "Underweight" und einem Kursziel von 21,50 Franken.

Aus Sicht der Berenberg Bank sind die beibehaltenen mittelfristigen Margenvorgaben vermutlich eher konservativ. Dennoch rät auch diese Bank mit "Sell" und einem Kursziel von 20 Franken zum Verkauf der Aktie.

Konnte sich die ABB-Aktie vorbörslich noch behaupten, gerät sie im regulären Handel unter Verkaufsdruck. Nach einem frühen Rücksetzer auf 24,40 Franken verliert sie zur Stunde noch 2,6 Prozent auf 24,65 Franken. Mit einem Kursplus von rund 5 Prozent seit Jahresbeginn spielt die Aktie bei jenen aus dem Swiss Market Index (SMI) bloss im hinteren Mittelfeld mit.