Angesichts der monatelangen Proteste in der Stadt ist der Tourismus stark zurückgegangen, so dass Hongkong seinen Spitzenplatz an die USA und China verlieren dürfte. Das sagte Jean-Marc Pontroué, der Chief Executive Officer der Richemont-Tochter Panerai in einem Bloomberg-Interview in Hongkong.

“Auch wenn Hongkong eine sehr reiche, umfangreiche lokale Gesellschaft sowie Millionen von Touristen hat, ist auf lange Sicht nicht zu sehen, dass es diese Führungsposition behält“, erklärte Pontroué. “Das Potenzial in einigen Märkten hat den Höchstwert erreicht. Natürlich wird China weiter wachsen. Die USA werden weiter wachsen.“

Hongkong verdankte den Spitzenplatz beim Schweizer Uhrenabsatz vor allem seinem Status als Einkaufsparadies. Ohne Mehrwertsteuer, mit einem exotischen Lebensstil und unzähligen Luxusboutiquen ist die Stadt zu einem Mekka für Käufer auf der ganzen Welt geworden. Darüber hinaus bietet die Nähe zum chinesischen Festland eine einfache Möglichkeit für die wohlhabenden Verbraucher des Landes, Luxusgüter zu kaufen.

Die Uhrenhersteller sind mit am stärksten betroffen von den Auswirkungen der gewaltsamen Proteste und dem Handelskrieg zwischen den USA und China. Hongkong ist mittlerweile in eine Rezession abgeglitten. Der Umsatz von Schmuck, Uhren und Armbanduhren ging im September um 41% zurück, als der Tourismus einbrach. Die Schweizer Uhrenexporte nach Hongkong sind auf Monatsbasis um 4,6 Prozent gefallen, so dass die Stadt nun hinter den USA auf den zweiten Platz abgerutscht ist.

«Menschen ändern Reisegewohnheiten»

Die Unruhen haben das Geschäft von Panerai in dem asiatischen Finanzzentrum erheblich beeinträchtigt, sagte Pontroué. Aber die Auswirkungen wurden durch die stärkere Nachfrage auf dem chinesischen Festland und in den Nachbarländern ausgeglichen.

“Die Menschen ändern ihre Reisegewohnheiten und suchen sich neue Ziele aus”, sagte Pontroué. “Wir kompensieren fast 100 Prozent dessen, was wir in Hongkong verlieren, durch grosse Geschäftszuwächse auf dem chinesischen Festland, in Korea, Japan und Singapur.”

Trotz des nachlassenden Status von Hongkong ist Pontroué optimistisch, dass sich die Stadt rasch erholt, wenn die gewalttätigen Auseinandersetzungen zu Ende sind.

“Sobald es vorbei ist, wird das Geschäft sich sehr schnell wieder normalisieren, da die Lust auf Hongkong bleiben wird”, sagte er.

(Bloomberg)