Jean-Daniel Pasche, Präsident des Schweizerischen Uhrenverbands (FH), geht für 2019 von weiterem Wachstum aus, wie er im Gespräch mit AWP erklärte. Das Marktumfeld bleibt allerdings von politischen und konjunkturellen Unsicherheiten belastet.

"Im Jahr 2018 haben die Schweizer Uhrenexporte nach elf Monaten verglichen mit dem Vorjahr um 7 Prozent zugelegt und ich bin zuversichtlich, dass wir auch in der gesamten 2018er-Statistik ein gutes Wachstum sehen werden", sagte Pasche am Montag gegenüber AWP. Die Zahlen für das Gesamtjahr werden am 29. Januar publiziert.

Nicht nur die Nachfrage in Festlandchina und Hongkong habe sich gut entwickelt, so Pasche. Auch in andere Länder Asiens wie Südkorea oder Japan sowie in die USA seien deutlich mehr Schweizer Zeitmesser exportiert worden als noch 2017.

Nachlassende Dynamik

Gegen Ende des Jahres hat die Wachstumsdynamik in der Exportstatistik jedoch etwas nachgelassen. Das zeigte sich auch in den am vergangenen Freitag vom Genfer Luxusgüterkonzern Richemont vorgelegten Umsatzzahlen zum Schlussquartal. Richemont begründete die tieferen Wachstumsraten in erster Linie mit der geringeren Nachfrage aus Hongkong und einer enttäuschenden Entwicklung in Europa.

Das Geschäft in Europa bereitet auch Jean-Daniel Pasche Kummer. Er hofft, dass sich die Lage im neuen Jahr bessern wird und wieder vermehrt Touristen aus Asien die Metropolen Europas bereisen und sich auf ihren Reisen mit Uhren eindecken werden. Ende 2018 hatten die "Gelbwesten"-Unruhen in Frankreich dazu geführt, dass die Luxusgüter-Boutiquen in Paris an sechs aufeinanderfolgenden Tagen geschlossen blieben.

In Grossbritannien drückt derweil die Sorge vor einem ungeordneten Brexit auf die Stimmung. "Grossbritannien ist für Schweizer Uhrenhersteller sehr wichtig. Es handelt sich dabei um den grössten europäischen Absatzmarkt", betonte Pasche. Für die Branche sei es äusserst wichtig, dass die Schweiz mit Grossbritannien ein Freihandelsabkommen unterzeichnen werde, um die Zeit nach dem Brexit zu regeln, forderte Pasche.

Weiteres Wachstum erwartet

Mit Blick auf die weltweite Entwicklung rechnet der Verbandspräsident 2019 mit weiterem Wachstum. "Das Geschäft im neuen Jahr dürfte so laufen, wie das alte Jahr aufgehört hat - nämlich mit Wachstum in Asien und den USA", ist Pasche überzeugt. Es gebe in der Exportstatistik noch Raum nach oben, schliesslich sei der Rekord aus dem Jahr 2014 noch nicht wieder erreicht. Damals wurden Uhren im Wert von 22,3 Milliarden Franken exportiert.

Eine Prognose, wie stark das Wachstum 2019 ausfallen wird, wollte Pasche nicht nennen. Zu gross seien die Unsicherheiten, die je nach dem auf die Stimmung der Konsumenten drücken könnten. Nebst den Brexit-Risiken strich Pasche die Gefahr einer Eskalation des chinesisch-amerikanischen Handelsstreits hervor.

"Die Uhrenhersteller sind von diesem Handelsstreit und den erhobenen Zöllen zwar nicht direkt betroffen", so Pasche. Doch dürfte sich die Konsumlaune der Chinesen bei einer Eskalation des Streits spürbar eintrüben, was wiederum auf die Nachfrage nach Uhren drücke. Gleiches gelte, wenn sich die Weltkonjunktur deutlich abschwäche oder sich die Währungen für die Branche ungünstig entwickeln würden. Ungünstig ist ein starker Franken.

Millennials im Fokus

Potenzial sieht Pasche für die Uhrenverkäufer etwa in Indonesien, nun da die Schweiz ein Freihandelsabkommen mit dem asiatischen Land unterzeichnet hat. Er hofft auf ähnliche Abkommen mit Ländern in Lateinamerika oder mit Indien. Denn da seien die Zölle auf Luxusgüter nach wie vor sehr hoch, was den Absatz von Schweizer Uhren hemme.

Langfristig bieten neue Käuferschichten - jüngere Menschen im Alter unter 35 Jahren - Chancen, gibt sich Pasche überzeugt. Etwa in China zeigten die sogenannten Millennials grosses Interesse an mechanischen Uhren und die Marken investierten viel Geld, um die Bedürfnisse jüngerer Kunden zu bedienen. "Das beschäftigt die Branche derzeit stark", so Pasche.

Der Uhrensalon in Genf läuft noch bis am Donnerstag. Luxusuhrenmarken wie Cartier, IWC, Audemars Piguet oder Panerai, stellen ihre neusten Produkte den Messebesucher vor. Das Pendant in Basel, die Baselworld, geht Ende März über die Bühne. Ab 2020 werden die beiden Messen unmittelbar nacheinander durchgeführt, der SIHH Ende April und die Baselworld Anfang Mai.

(AWP)