Der Swiss Market Index hat seit seinem Tiefststand im März mit plus 27 Prozent stark zugelegt und steht seit Anfang Jahr nur noch 8 Prozent im Minus. Die Geldflut der Zentralbanken und die Hilfsprogramme der Regierungen trieben die Aktienmärkte wieder an. Ebenfalls werden am Markt die zunehmenden Lockerungen des öffentlichen Lebens und die zahlreichen Ankündigungen zu Medikamenten und Impfstoffen gegen das Coronavirus positiv aufgefasst.

Dabei geht fast unter, dass die Welt vermutlich vor der grössten Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten steht. Die noch kürzlich vielbeschworene V-Erholung wird immer unwahrscheinlicher. Vielmehr steht die Wirtschaft vor einem lange anhaltenden und schwierigem Erholungsprozess. 

Wie sieht die cash-Leserschaft den Aktienmarkt in der Corona-Krise? Eher skeptisch. Dies das Kurzfazit der cash-Online-Leserumfrage zum Thema, ob es an den Börsen zur erneuten Korrektur kommt oder ob sich die Märkte weiter erholen. Demnach sind 57 Prozent der Meinung, dass die Aktienmärkte in der Corona-Krise nochmals deutlich tauchen werden. 43 Prozent gehen hingegen davon aus, dass sich die Erholung seit Mitte März fortsetzten wird und die Kurse mittelfristig weiter ansteigen. Über 7000 Leserinnen und Leser haben an der Umfrage mitgemacht, die am 19. Mai aufgeschaltet wurde.
 

Das knappe Ergebnis widerspiegelt die vielen Unsicherheitsfaktoren in dieser Krise: Wann kommt ein Impfstoff? Gibt es eine zweite Welle von Ansteckungen? Wie viele Unternehmen werden Insolvenz anmelden? Es gibt Fragen zuhauf, weshalb Anleger am Aktienmarkt momentan auf Sicht fahren.

Dennoch mangelt es nicht an Prophezeiungen. Der Hedgefonds Elliott des Milliardärs Paul Singer wagte schon im April die Prognose, dass die Aktienkurse wegen der Virus-Folgen wieder kräftig absacken werden. "Unser Bauchgefühl sagt uns, dass es an den Börsen weltweit im Vergleich zu den Höchstständen vom Februar um 50 Prozent oder mehr nach unten gehen wird", hiess es in ein Brief Elliotts an Kunden. Aber auch der Top-Hedgefonds argumentiert eben nur mit dem "Bauchgefühl". Immerhin hatte Elliott die Corona-Krise bereits lange vor anderen Marktteilnehmern kommen sehen.

Burkhard Varnholt, Anlagechef der Credit Suisse, ist demgegenüber optimistisch: "Die Rally der letzten Wochen wurde durch relativ dünne Volatilität getragen und birgt immer noch gute Chancen, sich fortzusetzen", sagte er jüngst im Interview. Dies, weil der aufgestaute Anlagebedarf höher sei als das Potenzial für Gewinnmitnahmen. 

Schon in der letzten cash-Umfrage von Ende April war die cash-Leserschaft eher zukunftspessimistisch, mit dem fast gleichen Resultat wie in der jüngsten Umfrage. Damals gingen 56 Prozent der Teilnehmenden davon aus, dass sich das Wirtschaftswachstum wegen der Schwere der Rezession nur langsam einstellen wird.  44 Prozent nahmen hingegen an, dass die Wirtschaft die Kraft und die Mittel für eine relativ schnelle Erholung hat.

 

ManuelBoeck
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