Marc Bär hat seine Beteiligung am Industrieunternehmen Schlatter auf 5,7 Prozent aufgestockt. Das wurde am Montag aufgrund der Offenlegungspflichten bei der Schweizer Börse SIX publik. Damit hält Bär knapp 63‘000 Namenaktien zu einem aktuellen Wert von 3 Millionen Franken. Bär dürfte der Unternehmerfamilie Buhofer ein Paket von rund 50‘000 Aktien abgekauft haben. Denn die Buhofers haben zeitgleich ihre Schlatter-Beteiligung von 18,13 Prozent auf 13,6 Prozent reduziert. Zu vermuten ist, dass Bär das Aktienpaket zu einem Spezialpreis erhielt.

Beim Namen Bär liegt der Verdacht nahe, dass ein Zusammenhang zur Bank Julius Bär besteht. Was tatsächlich der Fall ist: Marc Bär bestätigt gegenüber cash, dass er der Urenkel des Bank-Gründers Julius Bär ist und somit zur vierten Generation der Bär-Dynastie gehört. Marc Bär war bis 2005 auch Verwaltungsrat der Bank. Damals entschied sich der Familien-Clan, eine Einheits-Namenaktie einzuführen und die Kontrolle über den Vermögensverwalter abzugeben - was den Familienmitgliedern erhebliche Barmittelzuflüsse bescherte.

Beruflich hat Marc Bär keine Bankkarriere eingeschlagen. Er ist Tierarzt und führt in Zürich eine eigene Praxis für komplementäre Veterinärmedizin. Doch nebenbei ist Bär seit einiger Zeit aktiver Privatinvestor.

Schlatter als langfristiges Investment

Weshalb investiert Marc Bär ausgerechnet in die börsenkotierte Schlatter Group, die im Bereich Schweissanlagen und Webmaschinen zu Hause ist? "Ich bin von der Firma überzeugt, stehe hinter dem Management und der eingeschlagenen Strategie", sagt Marc Bär im Gespräch mit cash. Schlatter sei quasi ein Stück Schweizer Industriegeschichte, ausserdem weise die Firma ein "vernünftiges" Kurs-Gewinn-Verhältnis auf. Dieses beträgt für das Jahr 2019 etwa 12. Die Aktie verzeichnet traditionell eher tiefe Handelsvolumen.

Schlatter wurde bereits zur Zeit des ersten Weltkrieges gegründet und durchlebte ab der Finanzkrise 2008 sehr schwierige Zeiten. Mitte 2007 kostete die Aktie auf dem Rekordhoch 600 Franken, heute sind es knapp 50 Franken. Der starke Franken machte der Firma das Leben in den letzten Jahren auch nicht leichter. Doch inzwischen zeichnet sich eine Turnaround-Story ab: Das erste Halbjahr 2018 war das Beste seit 10 Jahren, darüber hinaus sind die Auftragsbücher derzeit voll. 

Einfach so in Schlatter investiert hat Bär offenbar nicht. Eine dem Unternehmen nahestehende Auskunftsperson, die namentlich nicht genannt werden will, berichtet, dass der Tierarzt vor seinem Engagement die Firma in Schlieren ZH besucht und auch mit der Führungsetage gesprochen habe. "Für ihn ist es ein langfristiges Investment, gleichzeitig ist eine weitere Aufstockung eher unwahrscheinlich", sagt die Auskunftsperson gegenüber cash.

Tierarzt Bär engagiert sich eigentlich vor allem bei Start-Ups im Medizinbereich und ist etwa bei Meyria, einer Medtech-Firma aus Winterthur, Verwaltungsratspräsident. Doch bereits 2011 besass er über 3 Prozent an der damals börsenkotierten Uster Technologies, die von Toyota übernommen wurde. Und 2014 überschritt Investor Bär für kurze Zeit die meldepflichtige 3-Prozent-Schwelle beim Milchverarbeiter Hochdorf.

Vielleicht hat Bär bei Schlatter auch einen guten Riecher: Nach der Kapitalerhöhung 2015 halbierte sich die Schlatter-Aktie und kommt seit Mitte 2017 nicht mehr so recht vom Fleck. Doch Bär hat Geduld. Er bezeichnet sich als langfristig orientierter Aktionär, der nicht auf schnelle Entwicklungen spekuliert.