Seit den Tiefständen im März hat die US-Benchmark S&P 500 eine unaufhörliche Rally hingelegt, die die Einschätzungen von Strategen obsolet werden lässt. David Kostin hat seine Prognose für den US-Aktienindex von 3'000 auf 3'600 heraufgesetzt. Er folgte damit anderen, wie Ed Yardeni von Yardeni Research und Lori Calvasina von RBC Capital Markets, die ihre Schätzungen in den letzten Wochen nach oben revidiert haben.

Die Rally hat viele Anleger überrascht: Der S&P 500 liegt nun bei 3'372,85 - 51 Prozent über den Tiefs vom März - und steht davor, den Schlusskursrekord vom Februar in den Schatten zu stellen. Zur Begründung verwies Kostin über dem Konsens liegenden US-Wachstumserwartungen sowie positive Nachrichten von der Impfstoff-Front.

“Wie die letzten Monate gezeigt haben, hängen die Aktienkurse nicht nur von den erwarteten zukünftigen Gewinnströmen ab, sondern auch von der Rate, mit der diese Gewinne auf den Gegenwartswert abgezinst werden”, schrieb Kostin am Freitag. “Mit Blick auf die Zukunft wird eine sinkende Aktienrisikoprämie stärker wiegen als ein Anstieg der Anleiherenditen und das, zusammen mit unserer über dem Konsens liegenden Prognose für den Gewinn/Aktie, wird den S&P 500-Index bis zum Jahresende auf 3'600 treiben.”

Benchmark überschritt Allzeithoch

Grosse Stimulusprogramme haben den Anstieg des S&P 500 seit dem durch die Pandemie ausgelösten Ausverkauf im März angeheizt. Die Benchmark überschritt letzte Woche kurzzeitig ein Allzeithoch, was durch besser als erwartete Daten zu Konjunktur- und Unternehmensgewinnen sowie Optimismus hinsichtlich einer frühen Einführung eines Impfstoffs unterstützt wurde.

Kostin sagte, dass die US-Wahlen aufgrund der Herausforderungen bei der Prognose der Ergebnisse in Covid-19-Zeiten ein erhebliches Risiko für seine Erwartungen darstellten. “Das grösste Risiko für unsere Prognose ist jedoch der Zeitpunkt eines Impfstoffs und der mögliche Pfad einer Erholung von der Pandemie”, sagte er.

Am Montag bekräftigten auch die Strategen von JPMorgan  um Mislav Matejka ihre Präferenz für US-Aktien und rieten Kunden, bullisch zu bleiben trotz der starken Gewinne und der Risiken der näher rückenden US-Wahl.

Ihre Hauptargumente? Analysten sagen, dass die sektorale Exposition der USA gegenüber Wachstums- und defensiven Aktien zu einer Outperformance gegenüber den Märkten anderer Industrieländer beitragen und das US-Gewinnwachstum wahrscheinlich das europäische übertreffen werde.

(Bloomberg)