cash: Herr Bürer, der Wirtschaft geht es nach den Krisenjahren wieder besser. Was heisst das für den Geschäftsreisemarkt?

Beat Bürer: Wir spüren nach wie vor, dass Schweizer Unternehmen auf der Ausgabenbremse stehen. Das hat sich noch nicht verändert. Wie bereits in den letzten zwei Jahren wird auch dieses Jahr generell kostenbewusst gereist. Der Markt ist noch weit weg vom Niveau von 2007 oder 2008, als es weitgehend keine Rolle spielte, ob ein Ticket etwas mehr oder weniger kostete.

Wird sich der Markt jemals wieder auf dieses Niveau zurückbewegen?

Das Kostenbewusstsein ist inzwischen tief verankert. Alleine deshalb ist es fraglich, ob eine Rückkehr realistisch ist. Zudem erleichtert die zunehmende Konkurrenzsituation im Fluggeschäft dieses Denken. Seit dem 1. Januar fliegt die Emirates mit einem A380 nach Zürich, im Juni kommt Etihad mit einer neuen Verbindung in die Schweiz, auch Oman Air bedient Zürich direkt. Da drohen deutliche Überkapazitäten.

Was heisst das für die Fluggesellschaft Swiss? 

Die Swiss ist trotz der Konkurrenz aus der Golf-Region noch gut im Rennen. Die Business Class der Schweizer Airline ist weiterhin top. Aber die Swiss hat wie alle europäischen Fluggesellschaften ein Kostenproblem. Im Airline-Duell Morgenland gegen Abendland wird mit unterschiedlichen Karten gespielt. Und dieser Wettbewerb wird je länger je mehr herausfordernd – auch für die Swiss.

Welche Destinationen profitieren von der Erholung im Geschäftsreisemarkt?

Man spürt, dass Ziele wie Singapur, Shanghai und Hongkong deutlich am Aufholen sind. Klassiker wie New York und London hingegen büssen von ihrem Vorsprung ein. Sie sind aber noch immer die Umsatztreiber. Diese fünf Städte sind bei HRG für 2014 zugleich die meistgefragtesten Destinationen.

Wird wieder vermehrt Business Class geflogen?

Das lässt sich nicht pauschal beantworten. Das ist stark von den jeweiligen Industriesektoren abhängig. Eine zaghafte Tendenz ist, anstelle von Business die 'Premium Economy' zu buchen. Diese Kompromisslösung zwischen Business und Economy wird von Fluggesellschaften wie British Airways oder Air France-KLM geführt. Aber auch Cathay oder Turkish Airways wollen auf diese neue Klasse setzen. Bislang macht diese Klasse aber nur 1 Prozent der Buchungen aus. 78 Prozent wollen Economy fliegen, 20 Prozent Business und 1 Prozent First.

Was ist der Trend im Geschäftsreisekmarkt in diesem Jahr?

Es wird längst nicht mehr in jedem Fall ein Direktflug gewählt, sondern immer öfter Umwege in Kauf genommen, um günstiger zu fliegen. Je nach Reiseziel sind klassische Umsteigeflughäfen wie Dubai beliebt. Für Destinationen in Japan wird aber auch Helsinki immer wichtiger.

Zu ihren wichtigsten Kunden gehört die Bankbranche. Was stellen Sie bei den Geschäftsreisen von Bankern fest?

Vor allem eins: Es wird deutlich weniger oft in die USA geflogen.

Wegen bankinternen Empfehlungen, Reisen nach Nordamerika zu unterlassen?

Das ist nur einer der Gründe. Deutlich wichtiger ist aber die Verlagerung der Geschäftsfelder, und das wirkt sich auf die Reiseströme aus. Heute fliegen Banker öfter nach Dubai oder Singapur, während früher Reiseziele wie New York, Bahamas oder Gran Cayman top gewesen waren.


Beat Bürer (58) ist seit 2005 Zentraleuropa-Chef von Hogg Robinson (HRG), einem der weltweit führenden Geschäftsreisedienstleister.