Sie erhöhte den Schlüsselsatz am Mittwoch um einen Viertel-Prozentpunkt auf die neue Spanne von 4,75 bis 5,0 Prozent. Die Währungshüter signalisierten zugleich, dass nicht mehr viel Luft nach oben bleibt. Zum Jahresende peilen sie ein Zinsniveau von 5,1 Prozent an - so wie bereits im Dezember anvisiert. Fed-Chef Jerome Powell betonte, dass sich die Zentralbank nun vortasten werde - "von Sitzung zu Sitzung". Dabei werde sie auch die Effekte des Bankenbebens auf die Kreditvergabebedingungen im Auge halten, die sich verschärfen dürften. Zinssenkungen seien in diesem Jahr nicht Teil des Basisszenarios der Währungshüter.

Diese strichen zugleich eine Passage aus ihrem Text, wonach weitere Zinserhöhungen angemessen sein dürften. Stattdessen spricht die Fed jetzt davon, dass noch "eine gewisse zusätzliche geldpolitische Straffung" angebracht sein könnte. An den Terminmärkten wurde die Wahrscheinlichkeit für eine weitere Erhöhung auf der Sitzung im Mai auf 62 Prozent taxiert.

Ökonom Thomas Gitzel von der Liechtensteiner VP Bank ist hingegen der Ansicht, dass die Fed mit der Zinserhöhung im aktuellen Zyklus am Ende angelangt sei. Denn sie werde in den kommenden Monaten keinen triftigen Grund für weitere Zinsanhebungen haben, da die Inflation weiter abebben dürfte und sich voraussichtlich die konjunkturellen Aussichten eintrübten: "Letztere könnte sich mit den Bankturbulenzen sogar noch beschleunigen – vor allem bei einer Verschärfung der Kreditvergabebedingungen durch die Banken."

Die wichtigsten US-Aktienindizes drehten nach dem Fed-Zinsentscheid ins Plus und gewannen zwischen 0,6 und 1,2 Prozent. Auch Öl, Gold und der Euro knüpften an ihre Gewinne an. Im Gegenzug weitete der Dollar-Index, der den Wert der US-Währung gegenüber anderen wichtigen Devisen misst, frühere Verluste aus.

Zinspause wurde erwogen

Powell betonte, das Bankensystem sei "gesund und widerstandsfähig", zudem verfüge es über starkes Kapital und starke Liquidität. Die Fed und weitere Behörden hätten während der Turbulenzen kraftvoll gehandelt und gezeigt, dass das System und die Einlagen sicher seien. Ein Schlüssel-Element des von der Notenbank während des Bankenbebens geschaffenen Kreditprogramms namens Bank Term Funding Program (BTFP) ist, dass den Geldhäusern Kredite gegen akzeptable Sicherheiten gewährt werden. US-Staatsanleihen und hypothekenbesicherte Wertpapiere werden dabei zum Nennwert bewertet: Das heißt, dass der Wert der einst von einer Geschäftsbank gekauften Papiere nicht durch die Serie der Zinserhöhungen der Fed beeinträchtigt wird - ein Effekt, der einigen US-Banken zum Verhängnis wurde.

Die in den USA gehäuft aufgetretenen Probleme von Regionalbanken wie der in die Pleite gerutschten kalifornischen SVB hatten zuletzt Spekulationen aufkommen lassen, dass die Fed nach rund einem Jahr der Zinserhöhungen nun pausieren könnte. Powell räumte auf der Pressekonferenz ein, dass eine solche Pause tatsächlich in den Tagen vor der Zinssitzung erwogen worden sei, auch wenn die Entscheidung letztlich anders ausfiel. Er verwies darauf, dass die Inflation trotz eines Rückgangs auf 6,0 Prozent noch weit über dem Fed-Ziel von 2,0 Prozent liegt.

Nach Ansicht der Chefvolkswirtin der staatlichen Förderbank KfW, Fritzi Köhler-Geib, steckt die Zentralbank derzeit in einer verzwickten Situation: "Die Fed begeht bei ihrem Zinsentscheid den schmalen Grat den Kampf gegen steigende Preise fortzusetzen und gleichzeitig finanzielle Stabilität auch im Bankensektor beizubehalten." Die Entscheidung der US-Notenbank sei riskant, meint DIW-Chef Marcel Fratzscher. Mit dem Kompromiss versuche die US-Notenbank ihre Ziele von Preisstabilität und Finanzstabilität nicht noch stärker zu unterminieren. Gleichzeitig schaffe die Entscheidung jedoch Unsicherheit und könne die Glaubwürdigkeit der Notenbank beschädigen: "Sie setzt auf das Prinzip Hoffnung und darauf, dass die Zinserhöhungen keine weiteren Banken in Schieflage bringen."

US-Finanzministerin Janet Yellen machte jüngst zwar Fortschritte bei der Stabilisierung der US-Bankenbranche aus. Bei kleineren Geldhäusern könnten aber weitere Hilfsmaßnahmen nötig werden, sollte es dort einen Ansturm der Kunden geben, um ihre Einlagen abzuziehen. Solche sogenannten Bank Runs können auch bei anderen Instituten zu Verwerfungen führen, wenn das Vertrauen der Kunden schwinde. Der Mehrheitsführer im US-Senat, Chuck Schumer, zeigte sich in einer ersten Reaktion denn auch wenig begeistert von der Zinsentscheidung der Fed. r sei besorgt über die Folgen für die Wirtschaft, sagte der Demokrat.

(Reuters)