Nachdem bereits mehrere Notenbanker mit Blick auf den Arbeitsmarkt von Vollbeschäftigung gesprochen haben, wurde am Mittwoch auch ein Preisziel erreicht. Mit 2,1 Prozent stieg die Inflationsrate erstmals seit zweieinhalb Jahren in den Zielbereich der Federal Reserve. Weiteren Zinsanhebungen dürfte damit wenig im Weg stehen.

Nach Zahlen des Arbeitsministeriums erhöhten sich die Verbraucherpreise im Dezember zum Vorjahresmonat um 2,1 Prozent. Das ist der stärkste Anstieg seit Juni 2014. Im November hatte die Inflationsrate 1,7 Prozent betragen. Die Kerninflation, die Energie- und Lebensmittelpreise aussen vor lässt, stieg im Vorjahresvergleich um 0,1 Punkte auf 2,2 Prozent. Bankvolkswirte hatten mit den Entwicklungen gerechnet. Preistreiber waren der Statistik zufolge vor allem Energie und Mieten.

Ziel erreicht

Die Fed strebt auf längere Sicht eine Inflationsrate von zwei Prozent an. Als Richtschnur verwendet sie zwar einen anderen Preisindex als die aktuell veröffentlichte Kennzahl. Nicht der allgemeine Verbraucherpreisindex (CPI) ist für sie primär massgeblich, sondern der nach den Konsumausgaben der privaten Haushalte errechnete Index PCE. Dieser liegt seit längerem tiefer als der CPI. Experten begründen den Unterschied im Wesentlichen mit den Gesundheitsausgaben, die in den Indizes unterschiedlich gewichtet sind.

Dennoch dürfte die Fed zufrieden mit der Entwicklung sein. So zeigt der Preistrend bei beiden Masszahlen klar nach oben. Am Dienstagabend hatte John Williams, US-Zentralbanker und Vertrauter von Fed-Chefin Janet Yellen, davon gesprochen, dass das Inflationsziel eindeutig in Sichtweite sei, während das Beschäftigungsziel bereits erreicht sei. Das sogenannte duale Mandat der Fed sieht vor, sowohl für "maximale" Beschäftigung als auch Preisstabilität zu sorgen. Dies kann zu Zielkonflikten führen, weil hohes Wirtschaftswachstum meist mit höheren Inflationsraten einhergeht.

Trumponomics gibt Richtung vor

Nachdem die Fed ihren Leitzins seit der Finanzkrise erst zweimal von der Nulllinie aus angehoben hat, hat sie für dieses Jahr drei Anhebungen signalisiert. Das konkrete Tempo dürfte jedoch wesentlich von der Wirtschafts- und Finanzpolitik des künftigen US-Präsidenten Donald Trump abhängen. Während von ihm versprochene Steuersenkungen und höhere Staatsausgaben für einen Wachstumsschub und damit raschere Zinsanhebungen sprechen, könnte der von Trump propagierte Handelsprotektionismus die US-Konjunktur belasten. Viele Details seiner Politik sind aber noch unklar. Trump wird an diesem Freitag als neuer US-Präsident vereidigt.

(AWP)