Die Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell beschlossen am Mittwoch, den geldpolitischen Schlüsselsatz in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent zu belassen. Nach teils aggressiven Zinsschritten hielten die Währungshüter nunmehr bereits die dritte Sitzung in Folge die Füsse still. Sie signalisieren in ihrem Ausblick für 2024 zugleich, dass es im Laufe des nächsten Jahres mit den Zinsen nach unten gehen dürfte - und zwar um 0,75 Prozentpunkte.

An den Terminmärkten wird nunmehr mit einer ersten Senkung bereits für März gerechnet. Die Wahrscheinlichkeit dafür wird auf über 60 Prozent taxiert. Insgesamt gehen Händler davon aus, dass der Leitzins nächstes Jahr um mehr als einen Prozentpunkt gesenkt wird.

Keiner der US-Währungshüter sieht Ende nächsten Jahres ein höheres Zinsniveau als jetzt. «Die Fed verabschiedet sich faktisch von der Aussicht auf weitere Zinserhöhungen», so das Fazit von LBBW-Ökonom Elmar Völker. Für Ökonom Friedrich Heinemann vom Mannheimer ZEW ist es so gut wie sicher, dass die Fed im kommenden Jahr die Zinsen senken wird: «Die Wirtschaft hat sich merklich abgekühlt und die Inflationsrate ist mit aktuell 3,1 Prozent nicht mehr sehr weit von der Zwei-Prozent-Zielmarke entfernt.»

Erleichterung an der Wall Street

Die Anleger zeigten sich wegen der Aussicht auf sinkende Zinsen erleichtert. Die wichtigsten US-Indizes bauten ihre knappen Gewinne aus und lagen jeweils gut ein halbes Prozent fester. Die Investoren griffen auch bei US-Staatsanleihen zu. Die Rendite der zehnjährigen US-Bonds fiel im Gegenzug zum steigenden Kurs auf 4,088 von 4,162 Prozent. Der Dollar-Index drehte dagegen ins Minus und verlor ein halbes Prozent auf 103,36 Punkte. Die US-Wirtschaft hat sich trotz der straffen Geldpolitik als robust erwiesen. Sie wuchs im dritten Quartal um auf das Jahr hochgerechnet 5,2 Prozent. Die Notenbank will mit der straffen geldpolitischen Linie die Inflation bekämpfen, ohne die Konjunktur abzuwürgen.

US-Finanzministerin Janet Yellen bekräftigte in einem Interview mit CNBC, dass die US-Wirtschaft aus ihrer Sicht auf eine sanfte Landung zusteuere. Dies ist ein Szenario, in dem es der Fed gelingt, die Inflation zu zügeln, ohne dass die Wirtschaft in eine tiefgreifende Rezession abrutscht. Yellen, die Vorgängerin Powells an der Spitze der Fed, sieht eine realistische Chance, dass das Wachstum im Jahr 2024 anhalten wird. Das Risiko einer Rezession beschrieb sie als nicht «besonders hoch». 

(Reuters/AWP/cash)