Der geldpolitische Schlüsselsatz wurde am Mittwoch wie weitgehend erwartet um einen Viertelpunkt auf die neue Spanne von 4,00 bis 4,25 Prozent heruntergesetzt. Zugleich avisierten die Währungshüter in ihrem Ausblick bis zum Jahresende zwei weitere Zinsschritte nach unten.
US-Präsident Donald Trump hat den unabhängigen Zentralbankchef Jerome Powell immer wieder zu kräftigen Zinssenkungen aufgefordert. Zuletzt entsandte er seinen Vertrauten Stephen Miran ins Direktorium der Federal Reserve, um eine jüngst vakant gewordene Stelle auszufüllen. Der beurlaubte Wirtschaftsberater Trumps konnte nach der Bestätigung im Senat im Eilverfahren nun erstmals über den Leitzins mit abstimmen: Er votierte im Offenmarktausschuss für einen Zinsschritt nach unten von einem halben Prozentpunkt.
Für KfW-Chefvolkswirt Dirk Schumacher war der nun von der Fed vollzogene Zinsschritt ausgemachte Sache: «Dies nicht etwa, weil die Fed dem Druck aus dem Weissen Haus nachgibt, sondern weil der Arbeitsmarkt in den USA sich mittlerweile in einer deutlich schwächeren Verfassung zeigt.» So habe sich der Beschäftigungsaufbau so verlangsamt, dass Inflationsrisiken im Zusammenhang mit dem Anstieg der Zölle in den Hintergrund getreten seien: «Trotz der Zinssenkung wird der Druck aus dem Weissen Haus nicht nachlassen», meint der Ökonom.
Die Notenbank hatte den ersten Zinsschritt nach unten im laufenden Jahr auf die lange Bank geschoben, da sie sich zunächst ein Bild von den Folgen der von Trump betriebenen Zollpolitik auf Wirtschaft und Inflation machen wollte. Nach einer markanten Abkühlung des Arbeitsmarkts stellte Powell jüngst jedoch die Signale auf Zinssenkung. Im August kamen in den USA nur noch 22.000 neue Jobs ausserhalb der Landwirtschaft hinzu. Eine Datenrevision offenbarte überdies frühe Schwächen des amerikanischen Jobmarkts.
Zugleich ist die Inflationsgefahr in den Vereinigten Staaten noch nicht gebannt: Die Verbraucherpreise zogen im August an - auf eine Teuerungsrate von 2,9 Prozent. Die US-Notenbank ist somit nun doppelt gefordert, denn sie soll nicht nur stabile Preise sicherstellen, sondern auch Vollbeschäftigung fördern.
Zuletzt hatte Fed den Leitzins im Dezember 2024 gesenkt
«Der Ausschuss ist sich der Risiken für beide Seiten seines Doppelmandats bewusst und kommt zu dem Schluss, dass die Abwärtsrisiken für die Beschäftigung gestiegen sind», erklärte der Offenmarktausschuss zu seinem Zinsbeschluss.
In ihren aktualisierten Konjunkturprognosen rechnen die Währungshüter im Median für dieses Jahr weiterhin mit einer Inflation von 3 Prozent, die damit deutlich über dem Zwei-Prozent-Ziel der Notenbank liegen würde. Diese Prognose blieb gegenüber der jüngsten, im Juni veröffentlichten Projektion der Fed unverändert. Zudem rechnen die Fed-Oberen weiter mit einer Arbeitslosenquote von 4,5 Prozent. Beim Wirtschaftswachstum sind sie sogar etwas optimistischer als im Juni und veranschlagen für 2025 ein Plus von 1,6 (Juni: 1,4) Prozent.
Trump hat die Federal Reserve immer wieder wegen des aus seiner Sicht zu zögerlichen Zinskurses kritisiert. Zuletzt hatte die Notenbank den Leitzins im Dezember 2024 gesenkt, nachdem sie im September vorigen Jahres die Zinswende eingeleitet und im November nachgelegt hatte. Neben verbalen Attacken auf Powell hat der US-Präsident auch versucht, Fed-Direktorin Lisa Cook zu feuern. Ein Berufungsgericht in Washington lehnte es jedoch vorerst ab, Trump die Entlassung zu gestatten.
Der Fall Cook hat an den Finanzmärkten Sorgen um die Unabhängigkeit der Zentralbank ausgelöst. Bislang hat noch kein US-Präsident ein Mitglied des Fed-Direktoriums entlassen. Cooks Anwalt hat den von Trump als Grund angeführten mutmasslichen Hypothekenbetrug als Vorwand bezeichnet. In Wahrheit gehe es darum, dass Cook den vom US-Präsidenten geforderten Zinssenkungen nicht zugestimmt habe.
(Reuters)