Der Chef des Fed-Bezirks St. Louis, Alberto Musalem, sagte am Montag, er habe die jüngste Senkung des Leitzinses als «Vorsichtsmassnahme» befürwortet, um den Arbeitsmarkt bei Vollbeschäftigung zu stützen und einer weiteren Abschwächung vorzubeugen. In einer Rede in der Denkfabrik Brookings Institution in Washington fügte er aber hinzu: «Ich glaube jedoch, dass der Spielraum für eine weitere Lockerung begrenzt ist, ohne dass die Geldpolitik zu konjunkturstimulierend wird. Wir sollten vorsichtig vorgehen.»

Sein Kollege Raphael Bostic aus Atlanta, der anders als Musalem dieses Jahr nicht mit über die Zinsen abstimmen darf, sagte dem «Wall Street Journal», er sei besorgt über die Inflation, die seit langem zu hoch sei. Daher sei er derzeit nicht für weitere Senkungen. «Aber wir werden sehen, was passiert», fügte er mit Blick auf die Leitzinsen hinzu. Die Verbraucherpreise legten in den USA im August um 2,9 Prozent zum Vorjahresmonat zu.

Der neue Fed-Direktor Stephen Miran hatte jüngst seine Forderung nach aggressiveren Zinssenkungen mit Sorgen um den US-Arbeitsmarkt begründet. Der Vertraute von US-Präsident Donald Trump warnte vor Risiken für den Jobmarkt durch die aktuelle Geldpolitik. Diese sei «ziemlich restriktiv», da sie weit über dem Zinsniveau liege, das die Wirtschaft weder bremst noch ankurbelt.

Ausblick offenbart Uneinigkeit

Miran votierte als einziges Mitglied des für die Geldpolitik zuständigen Offenmarktausschusses (FOMC) für eine kräftigere Senkung um einen halben Prozentpunkt. Die Fed entschloss sich hingegen, den Leitzins um einen Viertelprozentpunkt nach unten zu setzen. Der Schlüsselsatz liegt nunmehr im Bereich von 4,00 bis 4,25 Prozent.

Die Fed-Oberen waren sich im Zinsausblick über die Notwendigkeit weiterer Senkungen in diesem Jahr uneinig. Während die mittlere Prognose von zwei weiteren Senkungen um jeweils einen Viertelprozentpunkt bis Ende 2025 ausgeht, halten sieben Währungshüter weitere Zinssenkungen für nicht angebracht. Mit Spannung warten die Finanzmärkte nunmehr auf eine Rede von US-Notenbankchef Jerome Powell. Er wird am Dienstag (voraussichtlich 18.35 MESZ) über den Konjunkturausblick sprechen und dabei wohl auch zu geldpolitischen Perspektiven Stellung nehmen. US-Präsident Trump hat den unabhängigen Zentralbankchef immer wieder mit Kritik überhäuft und zu kräftigen Zinssenkungen gedrängt. 

(Reuters)