Der russische Investor Victor Vekselberg hält über diverse Holdings gut 31 Prozent an Sulzer und fast 45 Prozent an OC Oerlikon. Die Aktienkursentwicklungen der beiden Unternehmen dürften den Milliardär aber nur bedingt freuen.

Denn seit letzten Sommer klaffen die Aktienkurse der beiden Technologieunternehmen Sulzer und OC Oerlikon weit auseinander. Während die Sulzer-Aktien seit Juli 2013 rund 18 Prozent einbrachen, kletterten die OC-Oerlikon-Titel im selben Zeitraum 34 Prozent.

Die Aktie von OC Oerlikon (orange) überflügelt diejenige von Sulzer (rot).

 

Akzentuiert hat sich die Kurslücke zusätzlich nach der Präsentation der Jahreszahlen Ende Februar. Dabei haben zwar beide Unternehmen ein solides Zahlenset abgeliefert, gaben jedoch einen unterschiedlichen Ausblick für das laufende Jahr ab.

So sprach Sulzer-CEO Klaus Stahlmann an der Bilanzmedienkonferenz nur von einem "leichten Wachstum" von Umsatz und Bestellungen. Auch bei der Ebit-Marge erwarte er nur eine "leichte Verbesserung". Die Aktie tauchte daraufhin um knapp 18 Prozent auf 115 Franken – so tief wie seit Sommer 2012 nicht mehr. Seither hat sich die Aktie wieder auf 127 Franken hochgehangelt.

Deutlich optimistischer hingegen gab sich Brice Koch, der neue Frontmann bei OC Oerlikon: "Wir können langfristig ein Wachstum erreichen, das dem Faktor ein bis zwei des weltweiten BIP-Anstieges entspricht", sagte Koch an der Bilanzmedienkonferenz Ende Februar. Im laufenden Jahr geht er von einem globalen BIP-Anstieg von 2 bis 3 Prozent aus.

Börsenliebling OC Oerlikon

Nicht nur bei den Anlegern, auch bei Analysten scheinen sich die Namenaktien von OC Oerlikon zum neuen Börsenliebling zu mausern. Kaum ein anderer Schweizer Nebenwert wird so konsequent zum Kauf empfohlen. Die Kursziele der Analysten bewegen sich zwischen 14,50 bis 18 Franken. Am Freitag notiert die Aktie bei 15 Franken. Positiv Herausgestrichen wird die Übernahme der Metco-Sparte von Sulzer durch OC-Oerlikon Ende Januar für rund 1 Milliarde Franken.

Der Kauf ist eine ideale Ergänzung zur Dünnfilm-Beschichtungssparte Oerlikon Balzers und macht das Technologieunternehmen zum Weltmarktführer im Bereich Beschichtungstechnik. Die jährliche Wachstumsrate in diesem Markt wird auf jährlich 5 Prozent veranschlagt.

Dürreperiode für Sulzer

Sulzer hingegen konzentriert sich mit dem Verkauf der Metco-Sparte auf die drei Divisionen Öl- und Gas, Energie und Wasser. Und mit der Metco-Milliarde beabsichtigt Sulzer, gezielte Akquisitionen und weitere Investitionen in organisches Wachstum in diesen drei Hauptmärkten zu tätigen.

Doch die UBS ist skeptisch, ob Sulzer bald ein Unternehmen findet, das hinsichtlich Profitabilität besser sei als die veräusserte Metco, so die Einschätzung aus einem aktuellen Marktbericht. Die UBS-Analysten sehen das 2014 denn auch als "Übergangsjahr".

Auch die Rückführung der Einnahmen aus dem Metco-Verkauf an die Sulzer-Aktionäre schätzt das Gros der Analysten als unwahrscheinlich ein. Entsprechend gekürzt hat der Markt denn auch die Gewinnschätzungen für das laufende Jahr.

Für Anleger sind somit die OC-Oerlikon-Aktien die bessere Wahl. Und bis sich die Ungewissheiten bei Sulzer nicht auflösen, ist abwarten angesagt. Möglicherweise lichtet sich der Nebel an der Präsentation der Halbjahreszahlen im kommenden Sommer.