Schrumpfende Erträge werden für viele Handels- und Investmentbanking-Teams bei Kreditinstituten wie HSBC, Deutsche Bank und Société Générale voraussichtlich zu einem Rückgang der variablen Vergütung im zweistelligen Prozentbereich führen, sagen Personalvermittler und Führungskräfte.

Angesichts des schwierigen Umfelds für die europäische Finanzindustrie - mit Umstrukturierungen bei mehreren Unternehmen, negativen Zinssätzen, Schliessungen von Hedgefonds und kostspieligen Technologie-Verbesserungen - rechnen viele mit einem stärkeren Verringerung der Boni als vor einem Jahr.

Zwar werden die Bonuspools wohl erst nach dem Jahresende endgültig feststehen, aber es gibt Anzeichen, dass der Kassa-Aktienbereich am stärksten betroffen sein wird.

«Wir brauchen jeden Dollar»

Führungskräfte globaler Banken haben vielfach signalisiert, dass die Boni sinken werden. "Lassen Sie sich nicht ablenken und sichern Sie uns ein gutes viertes Quartal", scherzte Samir Assaf, HSBC-Top-Investmentbanker, in einer Mitarbeiter-Telefonkonferenz, dessen Äusserungen Bloomberg News berichtet wurden.

"Wir brauchen jeden Dollar in diesem vierten Quartal, um eine gute Bonusrunde zu bekommen, wenn auch nur dafür", sagte er. Assaf wird unterrichteten Kreisen zufolge aus der Investmentbank abgezogen. Bei Vorlage der Ergebnisse für das dritte Quartal erklärte HSBC, dass sie die erfolgsabhängigen Gehälter um 200 Millionen Dollar gesenkt habe.

IB-Erträge werden weiter sinken

Ein kleinerer britischer Broker, Numis, gab einen ersten Einblick in den Verlauf der Bonussaison. "Es war ein ziemlich schwieriges Jahr für die Branche und unseren Bonuspool", sagte Ross Mitchinson, Co-CEO des Unternehmens, das diese Woche einen Rückgang der Erträge im Investment Banking berichtete.

"Ich vermute, dass es angesichts des schwierigen Marktumfelds und der makropolitischen Unsicherheit für die meisten Akteure der Branche ähnlich schwierig war", fügte er an.

Einige der Banker, die in diesem Jahr schlecht dastehen, gehören in der Regel zu den grössten Ertragsbringern. In diesem Jahr werden laut Daten von Coalition Development die weltweiten Erträge aus dem Investment Banking voraussichtlich erneut sinken.

Aktienhandel betroffen

Am stärksten fallen jedoch die Boni im Kassa-Aktienbereich: In Europa, im Nahen Osten und in Afrika wird eine Senkung von 15 Prozent erwartet, während bei den Aktienderivaten mit einem Rückgang von 10 Prozent gerechnet wird.

Prime-Finance-Segmente, die die unter Druck stehende Hedgefonds-Branche betreut, sollten sich - wie bei ihren US-Pendants - auf Bonuskürzungen um 5 Prozent gefasst machen. Die Rohstoffteams dürften der Analyse des Unternehmens zufolge vom allgemeinen Bonuseinbruch im Bereich Festverzinsliche, Devisen und Rohstoffe (FICC) verschont bleiben.

Die Zusatz-Vergütungen werden auch bei Credit Suisse Group AG knapp ausfallen. Mehrere Quartale mit schwachen Geschäftsabschlüssen im M&A und schwächerer Leveraged Finance - eine der traditionellen Stärken der Schweizer Bank - dürften die Boni im Bereich Investmentbanking und Kapitalmärkte reduzieren, berichtete Bloomberg News.

IT und Cybersicherheit profitieren

"Es wird viele Nullen geben", sagte Stephane Rambosson, Geschäftsführer der Personalberatung Vici Advisory. "Die meisten Leute werden sich mit weniger bescheiden müssen und eine Stabilisierung wird das neue Plus sein."

Es wird einige Ausnahmen geben. Es ist unwahrscheinlich, dass die IT- und Cybersicherheitsbudgets gekürzt werden, da die Expertise in diesen Sektoren stark gefragt ist, sagten die Personalvermittler.

Barclays verzeichnete laut Chief Executive Officer Jes Staley in den Bereichen Aktien- und Anleihemärkte sowie in der Fusionsberatung das beste dritte Quartal überhaupt. Ausserdem zeigten die Bereiche Zins- und Verbriefungsprodukte eine starke Entwicklung. In der ganzen Branche rechnen Investmentbanker mit einer guten Performance-Entwicklung damit, finanziell entsprechend entlohnt zu werden.

Faire Vergütung

Diese Lichtblicke verblassen im Vergleich zu den drastischen Stellenkürzungen und Kostensparmassnahmen bei vielen Grossbanken der Region in diesem Jahr. SocGen plant 1600 Arbeitsplätze abzubauen und Barclays hat 3000 Stellen gestrichen. HSBC rechnet mit weitreichenden Reduzierungen und die Deutsche Bank strebt sogar noch stärkere Einschnitte an.

"Es gab massive Entlassungen", sagte Ben Harris, Senior Manager bei dem in London ansässigen Personalvermittler Morgan McKinley. Die Boni würden zwar gekürzt, doch "die Leute werden froh sein, ihre Jobs zu behalten".

(Bloomberg/cash)