Die Aktie von Swisscom weist eine Dividendenrendite von 4,7 Prozent auf. Gleichzeitig führt das Tagesgeschäft des Schweizer Marktführers unter den Telekommunikationsanbietern nahezu ein Eigenleben fernab der Wirtschaftsentwicklung.

Allerdings halfen diese Qualitäten der Aktie in diesem Jahr nicht viel. Denn während der Swiss Market Index (SMI) seit Jahresbeginn um 14 Prozent zulegen konnte, hinkt sie dem Vergleichsindex mit einem Plus von weniger als 1 Prozent weit hinterher.

Trotz dieser ziemlich mageren Kursbilanz sieht die britische Barclays die Aktie auf 400 Franken zurückfallen. Das entspräche aus heutiger Sicht einem empfindlichen Rückschlag um mehr als 15 Prozent. Deshalb empfiehlt sie die Aktie auch mit "Underweight" zum Verkauf.

Rückläufige Serviceerträge, enttäuschendes Firmenkundengeschäft

Dass Swisscom der Öffentlichkeit am gestrigen Donnerstag ein eher enttäuschendes Halbjahresergebnis vorlegte, spielt der Grossbank dabei in die Hände. Mit einem Umsatz von 5,56 Milliarden Franken verfehlte das Unternehmen die bei 5,73 Milliarden Franken liegenden Markterwartungen ziemlich deutlich.

Barclays macht einerseits rückläufige Serviceerträge, andererseits aber auch eine überraschende Verschlechterung im Geschäft mit Firmenkunden für die Differenz zwischen der effektiven Umsatzentwicklung und den Markterwartungen verantwortlich.

Der Umsatzrückgang liess sich dank Fortschritten auf der Kostenseite abfedern. Von den geplanten Kosteneinsparungen in Höhe von 100 Millionen Franken in diesem Jahr erzielte Swisscom alleine in der ersten Jahreshälfte bereits 70 Millionen Franken. Dessen ist man sich auch bei Barclays durchaus bewusst.

Wettbewerb macht keine Strategieanpassungen notwendig

Dennoch fühlt sich die britische Grossbank vom eher enttäuschenden Halbjahresergebnis in ihrer Verkaufsempfehlung bestärkt. Sie rechnet zukünftig mit einem noch intensiveren Wettbewerb, insbesondere im Schweizer Firmenkundengeschäft. Mit einem geschätzten Marktanteil von 80 Prozent hat Swisscom in diesem Bereich denn auch einiges zu verlieren.

Wie Swisscom-Chef Urs Schäppi anlässlich der Telefonkonferenz vom Donnerstagnachmittag einräumte, dürfte der Wettbewerb auch nach dem Zusammenschluss der beiden Rivalen Sunrise und UPC Schweiz "virulent" bleiben. Eine Anpassung der Strategie hält Schäppi deswegen allerdings nicht für notwendig.

Wurde die Swisscom-Aktie am Donnerstag im frühen Handel mit einem Minus von fast 3 Prozent für das eher enttäuschende Halbjahresergebnis abgestraft, konnte sie im weiteren Tagesverlauf wieder etwas Boden gutmachen. Wie sich die Aktie in Zukunft abschneidet, und ob die britische Barclays mit ihrem Kursziel Recht bekommt, dürfte nicht zuletzt von der Ergebnisentwicklung abhängig sein. Der Schweizer Marktführer muss den Beweis antreten, dass er sich gegen die Konkurrenz durchsetzen kann.