Bei Swiss Re gilt das vierte Quartal als eher schadenarm. Doch im Schlussquartal 2019 war alles anders: Nicht nur die Buschbrände in Kalifornien und Australien, auch der Taifun "Hagebis" hinterliessen beim Rückversicherungskonzern aus Zürich tiefe Spuren. Hinzu kommen ausserordentliche Wertberichtigungen im Zusammenhang mit dem geplanten Verkauf der britischen Tochter ReAssure.

Mit gerade mal 727 Millionen Dollar liegt der Jahresgewinn denn auch weit unter den von Analysten erwarteten 1,43 Millionen Dollar. Dabei werden selbst die tiefsten Erwartungen klar verfehlt. Schuld sind Schadensersatzkosten in Höhe von 2,3 Milliarden Dollar sowie zusätzliche Rückstellungen im US-Geschäft.

Folglich wird die Swiss-Re-Aktie zur Stunde sogar mit einem Minus von fast 6 Prozent auf 110 Franken abgestraft.

Schmerzhafte Nachreservierungen im US-Haftpflichtgeschäft

Angesichts der zahlreichen einmaligen Einflüsse dürfte der Zahlenkranz nicht einfach zu beurteilen sein. Dementsprechend unterschiedlich fallen die ersten Analystenreaktionen aus.

Wie die Zürcher Kantonalbank schreibt, ist das Jahresergebnis geprägt von einer umfangreichen Grossschadenlast, die noch grösser ist, als erwartet wurde. Gleichzeitig stösst sie sich an der unvorteilhaften Entwicklung im US-Haftpflichtgeschäft, das gewissen negativen Markttrends unterliegt. Auch das Resultat der Januar-Erneuerungsrunde entspricht nicht ganz den Erwartungen der Zürcher Kantonalbank. Sie hält deshalb an ihrem "Marktgewichten" lautenden Anlageurteil fest.

Jefferies macht neben den milliardenschweren Rückstellungen für Naturkatastrophen und von Menschen verursachten Katastrophen auch steigende Personalkosten für das schwache Abschneiden im Schlussquartal verantwortlich. Die US-Investmentbank stuft die Aktie wie bis anhin mit "Hold" und einem Kursziel von 98 Franken ein.

Pessimistisch bleibt die UBS. Sie fühlt sich in ihrer Verkaufsempfehlung sowie im 88,50 Franken lautenden 12-Monats-Kursziel bestärkt. Was die Nachreservierungen im US-Haftpflichtgeschäft anbetrifft, so ist sich die Grossbank nicht sicher, ob die Probleme damit bereits vom Tisch sind. Wenig überraschend beurteilt die UBS den vorliegenden Zahlenkranz negativ.

Aktienrückkäufe im gewohnten Umfang

Bei der Royal Bank of Canada ist hingegen von einem "Befreiungsschlag" im US-Haftpflichtgeschäft die Rede. Die Grossbank verweist zudem auf die bekräftigten Zielvorgaben des Rückversicherungskonzerns für die diesjährige Combined-Ratio. Die Royal Bank of Canada stuft die Aktie mit "Sector Perform" ein.

Mit 5,90 Franken je Aktie liegt die Jahresdividende etwas über den durchschnittlichen Analystenschätzungen. Dass Swiss Re auch im neuen Jahr nur eigene Aktien im Gegenwert von einer Milliarde Franken zurückkaufen will, sorgt hingegen für enttäuschte Gesichter. Seit der Rückversicherungskonzern der Öffentlichkeit einen Käufer für die britische Tochter ReAssure präsentierte, rechneten viele Analysten mit einem grosszügiger ausgestatteten Aktienrückkaufprogramm. Diese Hoffnungen zerstreuen sich nun.

Bei der Swiss-Re-Aktie errechnet sich seit Jahresbeginn noch immer ein Kursplus von gut 4 Prozent. Seit Januar 2019 sind es sogar fast 30 Prozent, den Dividendenabgang von Mitte April noch nicht mitberücksichtigt. Händler sehen die Aktie deshalb weiter von den Mehrjahreshöchstkursen nach unten zurückfallen.