Diejenigen, die bereit sind, zu einem Konkurrenten zu wechseln, erhalten nach Angaben von Bankern im Privatkundengeschäft und Personalvermittlern Steigerungen von 30 Prozent oder mehr in Hongkong und Singapur. "Es ist ein verrückter Markt", sagt Derrick Tan, Chef Greater China und North Asia bei der Bank of Singapore, der Private Bank der Oversea-Chinese Banking, die innerhalb von zwei Jahren die Anzahl der Relationship Manager in Hongkong und Singapur verdoppeln will. "Jeden Tag entdecken wir neue vermögende Kunden."

In den beiden Städten, den größten Private-Banking-Zentren der Region, gibt es nach Angaben der Credit Suisse, der drittgrößten Private Bank in der Region, wahrscheinlich weniger als 10'000 lizenzierte Kundenberater. Im vergangenen Jahr kamen täglich fast 2000 neue Millionäre in der Region zum Vorschein, wie aus Daten von Capgemini hervorgeht.

"Für einen riesigen Markt wie diesen ist das sicherlich nicht genug. Deshalb sehen wir einen Krieg um Talente", sagt Amy Lo, seit 30 Jahren in der Branche tätig und Leiterin der Private Wealth Management Association in Hongkong. "Es ist nicht einfach, Leute zu halten, wenn sie leicht einen Aufschlag von 20 bis 30 Prozent und eine Aufwertung ihres Titels erhalten können."

Sieben von zehn vermögenden Kunden in Asien sind Unternehmer, und wenn sie die Zügel an die nächste Generation übergeben, steigt der Bedarf an Fachwissen, um die Investments der Familie zu verwalten, sagt Lo. Sie ist auch Leiterin Wealth Management für Greater China bei der UBS.

Im Durchschnitt betreute ein Relationship Manager bei einer großen Private Bank im vergangenen Jahr ein Anlagevolumen (AUM) von 341 Millionen Dollar, wie Asian Private Banker angibt. Diejenigen, die den Arbeitgeber wechseln, bringen in der Regel bis zu 50 Prozent des Anlagevolumens mit, das sie für Kunden verwalten, berichten Banker und Personalvermittler.

Mandarin ein grosser Vorteil

"AUM bedeutet alles ", sagt Geoffrey Bevan, Practice Leader Private Banking in Hongkong beim Personalvermittler Asia Carbon Search. "Banken verdienen eine Menge Geld an den Assets under Management, also haben sie die Fähigkeit zu zahlen. Jeder, der ein Top-Performer ist, mit starken AUM und Kapitalrendite, wird gefragt sein, und die Leute sind bereit, dafür zu bezahlen. " Die Grundgehälter könnten um 30 bis 45 Prozent steigen, sagt Bevan. "Das ist der größte Zuwachs, den ich in zehn Jahren gesehen habe."

Am akutesten ist der Bedarf an Kundenbetreuern, die Mandarin sprechen. China ist Asiens am schnellsten wachsender Markt mit rund 1,2 Millionen Millionären, von denen die meisten neu in der Welt des Private Banking sind. Viele halten Auslandsvermögen in Hongkong und Singapur, wo sie oft Immobilien oder Geschäfte besitzen und auch ihre Kinder zur Schule schicken. In Singapur, der Kulisse für den Film "Crazy Rich Asians", ist mehr als ein Drittel der privaten Eigentumswohnungen, die seit 2013 an Ausländer verkauft wurden, von chinesischen Staatsangehörigen erworben worden.

Ein Mandarin-sprechender Private Banker mit ein paar Jahren Berufserfahrung sagt, dass er vor kurzem einen Gehaltssprung von 30 Prozent bekam, als er zu einer anderen Firma in Singapur wechselte, die ihr Offshore-China-Team erweitert. Der Banker bat darum, nicht namentlich genannt zu werden, da die Einzelheiten seines Vergütungspakets vertraulich sind.

"Der Markt ist so hungrig"

In Hongkong nahm ein Senior Banker, der mehr als ein Jahrzehnt bei einer erstklassigen Private Bank verbracht hatte, mehrere junge Mitarbeiter mit, als er zu einer europäischen Firma wechselte. Manager, die versuchen, Teams aufzubauen, um langfristige Beziehungen mit den wohlhabenden asiatischen Familien aufzubauen, können das Mitarbeiter-Karussell frustrierend finden.

"Unser Geschäft ist langfristig, unsere Kunden sind langfristig, wir wollen Kunden über fünf, sechs Generationen betreuen", sagt Benjamin Cavalli, Leiter Private Banking für Süd- und Südostasien bei der Credit Suisse. "Wenn jemend alle zwei oder drei Jahre die Bank wechselt, bedeutet das, dass er mehr an sich selbst interessiert ist, als daran, das Richtige für die Kunden zu tun."

Bei der Bank of Singapore plant Tan eine Pipeline von Private Bankern aufzubauen, indem dieses Jahr zehn Mandarin-sprechende Absolventen von Top-Universitäten wie Tsinghua und Oxford für ein 18-monatiges Trainingsprogramm rekrutiert werden. Dennoch dauert es in der Regel noch fünf Jahre, bis sie ein vollwertiger Private Banker sein können, der mehr als 200 Millionen Dollar an Kundenvermögen betreuen kann, sagt er.

Das ist sicher nicht schnell genug für Tan, der bis 2020 rund 150 neue Kundenberater in Hongkong und Singapur an Bord holen muss. "Der Markt ist so hungrig", sagt er.

(Bloomberg)