Vor nicht allzulanger Zeit sassen die beiden noch in Büros bei den zwei Schweizer Grossbanken in Zürich. Doch dann beschlossen Guido Bühler (47) von der UBS und Philipp Baretta (50) von der Credit Suisse, eigene Wege zu gehen. Sie sagten sich: "Wir sind erfahren, und wir sind komplementär. Und wir wissen, wie eine Bank funktioniert". Und Guido Bühler ergänzt: "Wir glauben, wir können mehr anbieten als jede Bank."

Der Mann, der Chief Operational Risk Officer bei der UBS Investment Bank war und zuletzt Leiter Asset Servicing beim Wealth Management der UBS, und sein künftiger Partner Philipp Baretta sahen Lücken. Nämlich die, wie Grossbanken und andere Institute die Vermögen ultrareicher Kunden beurteilen und managen, insbesondere der Family-Office-Kundschaft. Lücken, die spätestens beim Einsetzen der Finanzkrise ans Tageslicht traten.

"Das Jahr 2008 war für viele wohlhabende Leute und Familien ein traumatisches Erlebnis. In diesen Familien hat eine Veränderung des Denkens stattgefunden", sagt ex-Credit-Suisse-Mann Baretta im Gespräch mit cash. Er war 2005 zum Team "Solutions Partners" im CS-Vermögensverwaltungsgeschäft der Ultra-Reichen gestossen. "Die Vermögensbewahrung und die Erhaltung der realen Kaufkraft stehen heute vermehrt im Zentrum. Dennoch sind viele wohlhabende Leute viel zu risikoreich investiert, und merken es nicht einmal", so Baretta, der zuletzt globaler Leiter "Investment Delivery" der CS war und sich auf Anlageprodukte, Risikomanagement und Derivate spezialisierte.

Stärkerer Fokus auf Risikomanagement

Barettas Beobachtungen werden durch Studien gestützt. Familiy Offices weltweit legten im letzten Jahr einen stärkeren Fokus auf das Risikomanagement, wie eine Untersuchung von Wharton Global Family Alliance (WGFA) gezeigt hat. Es geht bei den ultra-reichen Leuten in unsicheren Zeiten vermehrt darum, das Vermögen zu halten, statt es noch zu vermehren.

Baretta und Bühler schritten zur Tat und gründeten zwei Unternehmen. B&B Wealth Solutions in Zug ist, wie es der Name sagt, die Vermögensverwaltungsfirma der beiden ex-Banker. Bühler bezeichnet sie als "Multi-Family-Office". Das eigentliche Research, also die Analyse der Kundenvermögen, wird in Indien vorgenommen, nämlich bei der B&B Analytics in Mumbai. Baretta liess hier seine früheren Kontakte bei der CS spielen und heuerte ein Team von drei indischen Analysten an. Alle drei wurden in den USA ausgebildet und haben zum Teil auch dort gearbeitet. B&B Analytics bieten ihre Dienste auch für Pensionskassen, Privatbanken und Vermögensverwalter an.

Hier kommt die eigentliche Geschäftsidee zum Tragen: "Wir analysieren das Gesamtvermögen monatlich auf dynamischer Basis", sagt Bühler, der von einer "Art Vogelschau" spricht. "Die Analyse bildet das Fundament für unsere makro-ökonomischen Stress-Test-Szenarien, welche die Identifikation der Korrelations- und Konzentrationsrisiken über das Gesamtvermögen erlauben." Die beiden stellen sich also Fragen, wie sich etwa Zinserhöhungen oder Zinssenkungen auf die Assets eines Kunden auswirken.

Neu sei dabei, betont Baretta, dass auch die so genannten "non-bankable Assets" der Kunden in die Gesamtanalyse einbezogen würden. "Das macht niemand anders im Markt." Unter Nicht-Banken-Vermögen fallen etwa Liegenschaften, Unternehmensinvestitionen oder Privatanlagen der Kunden wie Sammlungen oder Liebhaberobjekte. Barettas un Bühlers Zielgruppen sind wohlhabende Familien, Unternehmer, Manager oder Persönlichkeiten aus der Medien-, Künstler- und Sportwelt. Das Vermögen eines Kunden bewegt sich zwischen 50 und 500 Millionen Franken.

Immer mehr Immobilien

Der Trend zur Vermögensbewahrung bei den wohlhabenden Kunden äussert sich bei Verschiebungen in den Anlageklassen. Bei den Single Family Offices war 2012 der Anteil an Immobilien am grössten, zum ersten Mal überhaupt in der Studie von Campden Wealth. Aber auch Direktinvestitionen und Baranlagen wurden immer beliebter. In der Gunst der Family Offices stehen vermehrt auch Edelmetalle und Kunst. Investitionen in diese Anlageklassen haben sich im Vergleich zu 2009 verfünffacht. Risikoreichere und kostenspielige Hedge Funds waren in der Gunst der reichen Familien dagegen deutlich gesunken.

Um der "Wiederentdeckung" der Vermögensbewahrung Rechung zu tragen, gründeten Bühler und Baretta den "B&B Risk Parity Investment Fund", der in sechs verschiedene Anlageklassen investiert. Der Anlagefokus liegt dabei auf der guten Bonität von Bond-Emittenten und im Aktienbereich bei den Dividendentiteln, auch Derivateeinsatz in volatilen Marktphasen soll erlaubt sein. "Die 4 bis 5 Prozent anvisierte Fonds-Rendite kommt mit einem maximalen Draw-Down von 3 Prozent und einem Sharpe-Ratio von 1. Wir wollen also eine solide Performance mit sehr limitierten Risiko", so Bühler, der 29 UBS-Jahre auf dem Buckel hat. Das "Credo" der Fondsmanager ist, dass die Märkte in den nächsten Jahren aufgrund der Notenbankpolitik weiter volatil sehr bleiben.

Das Geschäft mit Family Offices erlebt in den letzten Jahren einen regelrechten Boom. Banken im In- und Ausland bauen ihr Geschäft mit ultrareichen Kunden aus oder neu auf. Die UBS etwa baut ihr Global Family Office, das rund 50 Milliarden Franken verwaltet, in die Region Americas aus. Ein "Family Office light" startete Anfang Jahr auch die Zürcher Kantonalbank (ZKB). Rund 30 Leute, die aus dem Private Banking der ZKB rekrutiert wurden, sollen sich vermehrt um eine schwerreiche Kundschaft bemühen.

„Das Konkurrenzumfeld ist hoch, das stimmt", gibt Bühler zu. "Es muss uns gelingen zu beweisen, dass wir kein 'Me-too'-Unternehmen sind".