Das sind sich die erfolgsverwöhnten Aktionäre von Bâloise und Helvetia nicht gewohnt: Aus ihrer Sicht erwiesen sich die vergangenen 12 bis 18 Monate als ein Nullsummenspiel. Daran ändert selbst die grosszügige Dividendenpolitik der beiden mittelgrossen Versicherungsgesellschaften nichts.

Die Gründe für diese Stagnation liegen auf der Hand: Im Heimmarkt Schweiz trampeln sich die Anbieter gegenseitig auf den Füssen herum. Mit anderen Worten: Der Markt gilt als gesättigt, Wachstumsmöglichkeiten gibt es kaum. Gleichzeitig sind die Anforderungen an die Eigenkapitalausstattung gestiegen.

Kerngeschäft von Bâloise eine «Cash Cow»

Am Dienstag früh brechen die Analysten der Berenberg Bank nun aber eine Lanze für Bâloise und Helvetia. Im Rahmen einer Erstabdeckung werden beide Aktien neuerdings mit Kurszielen von 152 und 650 Franken zum Kauf empfohlen. Diejenige von Swiss Life wird hingegen nur mit „Hold“ und einem Kursziel von 310 Franken eingestuft, was sich mit ihrem schon seit Monaten überdurchschnittlich starken Abschneiden erklären lässt.

Sichtlich Gefallen finden die Experten an Bâloise. Das lässt sich insbesondere mit der starken Stellung des Unternehmens im Nichtleben-Geschäft erklären. Dieses wird bei der Berenberg Bank denn auch als "Cash Cow" bezeichnet. Positive Auswirkungen auf die zukünftige Gewinn- und Dividendenentwicklung verspricht man sich aber vor allem vom Deutschland-Geschäft. Dieses scheint wieder auf Kurs zu sein.

Helvetia mit Dividendenfantasien

Deshalb rechnen die Analysten über die nächsten Jahre mit einer kontinuierlich steigenden Dividende. Von ihren Schätzungen lässt sich ableiten, dass den Aktionären bis in drei Jahren 5,75 Franken je Aktie ausgeschüttet werden könnten. Das sind 15 Prozent mehr als heute und entspräche immerhin einer Rendite von 4,4 Prozent. Darüber hinaus kauft Bâloise eigene Aktien zurück.

Die Aktie von Swiss Life (violett) lässt jene von Bâloise (rot) und Helvetia (grün) weit hinter sich; Quelle: www.cash.ch

Die Situation von Helvetia ist ähnlich und doch anders als bei Bâloise. Dank der anfänglich kritisierten Übernahme von Nationale Suisse ist das Unternehmen zu einem der führenden Versicherungsanbieter in der Schweiz aufgestiegen. Die für die Berenberg Bank tätigen Experten gehen davon aus, dass die Synergien aus dieser Übernahme auf Dauer positiv überraschen könnten. Das wiederum erklärt, weshalb Helvetia über die nächsten zwei Jahre eine Dividendensteigerung um 17 Prozent zugetraut wird. Darauf abgestützt errechnet sich aus heutiger Sicht eine Rendite von 4,8 Prozent. Mit ihren Dividendenschätzungen für das Geschäftsjahr 2018 liegt die Berenberg Bank um 10 Prozent über den durchschnittlichen Erwartungen anderer Banken.

Helvetia bei den Banken deutlich beliebter als Bâloise

Am Kurs-Gewinn-Verhältnis gemessen sind die Aktien von Bâloise und Helvetia noch immer nicht teuer. Auf den diesjährigen Gewinnschätzungen errechnet sich eine Bewertung zwischen 11 und 11,5. In dieser Bandbreite liegt auch das Kurs-Gewinn-Verhältnis von Swiss Life.

Wie Erhebungen der Nachrichtenagentur AWP zeigen, teilen nur wenige Analysten die Zuversicht für die Bâloise-Aktie. Von elf Experten raten nur gerade jene der Berenberg Bank zum Einstieg. Zwei empfehlen die Aktie sogar zum Verkauf. Mit 129 Franken liegt das durchschnittliche Kursziel sogar leicht unter dem Schlusskurs vom Montag.

Besser kommt die Aktie von Helvetia in Expertenkreisen an. Neben den Analysten der Berenberg Bank haben vier weitere eine Kaufempfehlung ausstehend. Viermal wird die Aktie zumindest neutral eingestuft. Das durchschnittliche Kursziel beträgt knapp 590 Franken.