Wer dachte, dass die Aktie von Zurich Insurance die Ausschüttung vom April rasch wieder wettmacht, der wurde enttäuscht. Kostete sie am Tag vor dem Dividendenabgang noch 409 Franken, waren es zuletzt keine 360 Franken mehr. Damit notiert die Aktie nur unwesentlich über den diesjährigen Tiefstkursen von Ende Januar bei 356 Franken.

Bedient sich Zurich Insurance eines «Kniffs»?

Das ruft nun den Versicherungsanalysten der Berenberg Bank auf den Plan. Ihm wurde schon bei seinem früheren langjährigen Arbeitgeber J.P. Morgan nachgesagt, ein gut vernetzter Branchenkenner zu sein. In einem Kommentar räumt er zwar ein, dass Zurich Insurance auch im zweiten Quartal mit hohen Kosten für Naturkatastrophen und die hohe pandemiebedingte Sterblichkeit zu kämpfen gehabt haben dürfte. Für die zweite Jahreshälfte rechnet der Berenberg-Analyst dann allerdings mit einer Gewinnbelebung.

Davon dürften auch die Aktionärinnen und Aktionäre etwas abhaben, erhöht er seine Dividendenschätzungen doch zum wiederholten Mal. Für 2021 geht er von einer Ausschüttung in Höhe von 22 Franken je Aktie aus, gefolgt von 24 Franken für 2022 und 26 Franken für 2023. Das liegt über den Annahmen anderer Berufskollegen und über den 20 Franken je Aktie, die für das vergangene Jahr zur Auszahlung kamen.

Kursentwicklung der dividendenstarken Zurich-Aktie seit Jahresbeginn (Quelle: www.cash.ch)

Bei seinen Prognosen stützt sich der Versicherungsanalyst auf die grundsolide Bilanz ab. Er sieht die Solvenzquote nach Swiss Solvency Test (SST) per Ende Juni bei 207 Prozent stehen. Ende März lag sie noch bei 201 Prozent (cash berichtete).

Diese Kennzahl misst das Überschusskapital und ist somit ein wichtiger Gradmesser für die künftige Dividendenpolitik der Versicherungsgruppe. Angeblich gibt es bei Zurich Insurance jedoch Pläne, kapitalintensive Lebensversicherungspolicen in eine eigene Rechtspersönlichkeit einzubringen und Teile davon zu verkaufen. Berechnungen des Berenberg-Analysten zufolge stiege die Solvenzquote dadurch um weitere 25 bis 30 Prozentpunkte.

Zurich-Aktie in guter Gesellschaft

Ganz uneigennützig ist er mit seinen Erwartungen nicht, wird die Zurich-Aktie bei der Berenberg Bank doch seit Mitte Dezember letzten Jahres mit "Buy" zum Kauf empfohlen. Seit Januar lautet das Kursziel 451,90 Franken.

Neu Impulse würden der Aktie denn auch guttun. Denn seit Ende Dezember errechnet sich mittlerweile sogar ein Minus von fast 4 Prozent. Dem steht ein um 11 Prozent höherer Swiss Market Index (SMI) gegenüber. Firmenspezifische Gründe für diese Kursschwäche gibt es nicht. Andere Versicherungsaktien aus dem In- und Ausland schneiden seit Jahresbeginn ähnlich ab.