Die Baloise senkt in der Vollversicherung der Beruflichen Vorsorge (BVG) die Umwandlungssätze. Dieser Schritt sei notwendig, um die Umverteilung von jung zu alt zu verringern und die Renten langfristig zu sichern. In der Branche steht die Baloise damit nicht alleine da.

Die Lebenserwartung der Menschen steigt stetig und die Zinsen, auf welchen mit dem angesparten Kapital Geld verdient werden soll, liegen auf rekordtiefem Niveau. Vor diesem Hintergrund sei der von der Politik für Altersguthaben festgelegte Umwandlungssatz zu hoch angesetzt, schreibt die Baloise am Dienstag.

Hoher Umwandlungssatz

Seit 2005 schreibt der Gesetzgeber in der Schweiz vor, dass auf Altersguthaben im obligatorischen Teil des BVG ein Umwandlungssatz von 6,8 Prozent gilt. Konkret heisst das: Auf einem im Obligatorium angesparten Guthaben von 100'000 Franken muss mindestens eine jährliche Rente von 6'800 Franken geleistet werden.

In der Politik und unter Experten herrscht zum Umwandlungssatz ein breiter Konsens: Er ist zu hoch. Gestritten wird allerdings seit Jahren um weitere wichtige Punkte betreffend der dringend notwendigen Reform der Altersvorsorge, so etwa um die Frage der Erhöhung des Rentenalters.

Ende November letzten Jahres hat der Bundesrat einen weiteren Anlauf zur Vorsorgereform in Angriff genommen und dazu seine Botschaft veröffentlicht. Dabei soll der Umwandlungssatz auf 6,0 Prozent reduziert werden. Das Parlament wird die Botschaft noch in diesem Jahr diskutieren.

Schrittweise Senkung

Die Baloise sieht bereits heute Handlungsbedarf, denn der heutige Umwandlungssatz entspreche bei weitem nicht mehr der gestiegenen Lebenserwartung. Dadurch gerieten die Pensionskassen unter Druck und es drohe eine weitere Umverteilung der Vorsorgegelder von den Aktiven bzw. in die Kassen einzahlenden Bürger zu den Pensionierten.

Um dieser Entwicklung entgegenzutreten plant die Baloise die schrittweise Senkung der Umwandlungssätze. Sie tut dies über das "Splittingmodell", wonach die Altersrente getrennt nach Altersguthaben aus obligatorischen bzw. überobligatorischen Sparbeiträgen berechnet wird.

Im Obligatorium werden Jahreslöhne zwischen 21'330 und 85'320 Franken versichert. Die Beiträge für darüber liegende Saläre fliessen ins Überobligatorium.

Im Obligatorium wollen die Basler den Umwandlungssatz bis 2023 für Männer von heute 6,80 auf 6,29 und für Frauen auf 6,20 Prozent senken. Im Überobligatorium soll der Satz für Männer von 4,90 auf 4,56 Prozent und für Frauen von 4,80 auf 4,49 Prozent zurückgehen.

Das gesetzliche Minimum werde aber in jedem Fall garantiert, verspricht die Baloise. Denn sollte die Minimalrente auf Basis des gesetzlich vorgeschriebenen Umwandlungssatzes 6,8 Prozent im Einzelfall mit den neuen Sätzen nicht erreicht werden, stocke die Baloise die jeweilige Altersrente entsprechend auf.

Baloise steht zur Vollversicherung

Die Baloise stehe mit ihren Sammelstiftungen aber nach wie vor zum Modell der Vollversicherung im BVG, versichern die Basler. Dieses Modell stelle für einen grossen Teil der Schweizer Wirtschaft eine angemessene Lösung in der Altersvorsorgen dar.

Laut Schätzungen des Schweizerischen Versicherungsverbands (SVV) greift rund jeder dritte Arbeitgeber auf die Vollversicherung zurück. Sie ist bei KMU beliebt, da sie in Vorsorgefragen einen Rundumschutz bietet. Nebst Altersleistungen und Risiken wie Tod oder Invalidität, deckt das Modell auch Anlagerisiken.

Vor zwei Jahren hat sich die Axa als zweitgrösster Anbieter wegen der unvorteilhaften Rahmenbedingungen aus dem Geschäft mit der Vollversicherung verabschiedet. Die Axa setzt seither auf teilautonome Lösungen, in der die Kunden die Anlagerisiken mittragen. Nun bieten nebst der Baloise und dem Branchenprimus Swiss Life nur noch eine gute Handvoll die Vollversicherungslösung in der Schweiz an.

(AWP)