Einer der erfolgreichsten Berliner Gründer hat eine mögliche Erklärung dafür: “Zu viele Me-toos” und zu viele Finanzierungen von “Schrott” in der Startphase. Die Einschätzungen stammen von Ramin Niroumand. Er ist Chef der Finleap, die bereits 16 Firmen gestartet und Beteiligungen teils verkauft hat. Zum Portfolio zählen der Banking-Plattform-Betreiber Elinvar und der Geschäftskonten-Anbieter Penta, bei denen zuletzt Goldman Sachs und HV Holtzbrinck Ventures eingestiegen waren.

“Es gab in der deutschen Fintech-Branche zu viel Me-toos. Niemand braucht beispielsweise 15 verschiedene Apps für Bezahlungen unter Privatpersonen”, erklärte Niroumand in einem Interview mit Bloomberg.

Ein anderes Problem sei das lockere Geld für junge Firmen. “In der deutschen Fintech-Branche wird zu viel Schrott in der Seed-Phase finanziert”, sagte er. “Gleichzeitig fehlt es hinterher oft an Folgefinanzierungen. Wir brauchen eine bessere Selektion direkt am Anfang.“

Zudem warnte der Finleap-Chef vor hohen Vergütungen in der Branche. Die Gehälter hätten inzwischen ein Niveau erreicht, bei dem man aufpassen müsse, dass es nicht zum Standort-Nachteil werde. Niroumand: “Wenn die Leute alle zwölf Monate den Job wechseln und dabei jedes Mal eine 10- bis 15-prozentige Gehaltssteigerung rausholen, dann ist das ökonomisch nicht gesund.“

Seit 2011 haben insgesamt 233 deutsche Fintechs ihr Geschäft eingestellt, zeigt eine im Juli veröffentlichte Studie von PwC. Die Beratungsgesellschaft EY stellte in einer anderen Studie zuletzt fest, dass deutsche Startups mit 2,8 Milliarden Euro in der ersten sechs Monaten 2019 so viel frisches Kapital einsammeln konnten wie nie zuvor in einem Halbjahr - Fintechs sei Dank.

Niroumand glaubt an eine Konsolidierung in der deutschen Fintech-Branche. “Und wir wollen eine aktive Rolle dabei spielen, indem wir auch anorganisch wachsen”, sagte er.

(Bloomberg)