Das lange Warten der Lonza-Aktionäre hat ein Ende: Der Pharmazulieferer aus Basel konnte mit Pierre-Alain Ruffieux einen Nachfolger für den ausgeschiedenen Firmenchef Marc Funk verpflichten. Mit Ruffieux gelingt Lonza der grosse Wurf, gilt der ehemalige Roche-Spitzenmann doch als Visionär auf dem Gebiet der Medikamentenherstellung.

Mit Ruffieux könne sich Lonza in ausgezeichneter Weise verstärken, schreibt die Zürcher Kantonalbank in einem Kommentar. Der Autor streicht dabei die langjährige Erfahrung in führenden operativen Funktionen bei Roche und Novartis hervor. Der ZKB-Analyst geht davon aus, dass Lonza die ambitionierte Wachstumsstrategie unter dem künftigen Firmenchef zielgerichtet weiterentwickeln wird. Angesichts der mittlerweile stolzen Bewertung stuft er die Aktie weiterhin nur mit "Marktgewichten" ein.

Abspaltung von Secialty Ingredients nun wahrscheinlicher

Sein Berufskollege bei der Bank Vontobel gibt sich als grosser Bewunderer Lonzas zu erkennen und begrüsst die Widerstandsfähigkeit des Tagesgeschäfts während der Viruspandemie. Seines Erachtens besteht die Aufgabe des neuen Firmenchefs darin, die bisherige Strategie weiterzuführen und zusätzliche Wachstumsmöglichkeiten auszuloten. Darin, dass es sich bei den beiden ehemaligen Arbeitgeber Ruffieux um Grosskunden des Pharmazulieferers handelt, sieht der Vontobel-Analyst einen gewaltigen Vorteil. Er sieht sich deshalb in seiner Kaufempfehlung bestätigt.

Ruffieux sei der Richtige, um seinen zukünftigen Arbeitgeber im Kerngeschäft Pharma & Biotech auf die nächste Stufe zu bringen. Die Frage sei nicht länger ob, sondern vielmehr wann sich Lonza unter dem ehemaligen Roche-Spitzenmann vom "Sorgenkind" Specialty Ingredients trenne, so lautet in Analystenkreisen der Tenor.

Darunter mischen sich allerdings auch einige vorsichtigere Kommentare. Da seine Verpflichtung nahe des bisherigen Rekordhochs für die Lonza-Aktie bekannt wird, dürfte Ruffieux auch daran gemessen werden – selbst wenn er sein Amt erst per 1. November antritt.

Aktie ist bereits sehr gut gelaufen

Die Lonza-Aktie gibt ihre vorbörslichen Kursgewinne denn auch preis. Zur Stunde verliert sie gar 1,6 Prozent auf 461 Franken. Beobachter machen weniger firmenspezifische Gründe, als vielmehr andauernde Sektorrotationen (der cash Insider berichtete) für die Abgabebereitschaft der Anleger verantwortlich.

Ausserdem führt die Aktie die diesjährige Gewinnerliste im Swiss Market Index (SMI)  mit einem Kursplus von fast 33 Prozent seit Jahresbeginn unangefochten an. Das lädt zu Gewinnmitnahmen ein. Zuletzt erwies sich die kürzlich bekanntgegebene Zusammenarbeit mit dem US-Unternehmen Moderna bei der Entwicklung eines Covid19-Impfstoffs als treibende Kraft hinter dem Kursanstieg.