Die negative Korrelation zwischen Volatilität und Liquidität sei im Laufe der Zeit immer stärker geworden, sagt Marko Kolanovic, globaler Leiter Makro-Quantitative/Derivate-Research von JPMorgan. Mit zunehmender Volatilität sinke die Markttiefe exponentiell, was die Kursbewegungen verschärft, erläutert er.

"Warum waren der Ausverkauf im vierten Quartal 2018 und die darauf folgende Rally so brutal?", schrieb Kolanovic letzte Woche in einer Mitteilung. "Die Antwort liegt in der Marktliquidität."

Eine Verlagerung von "langsameren" menschlichen Marktmachern, die häufig auf Bewertungen angewiesen sind, zu einer schnelleren programmatischen Liquidität, die zur Bestimmung der Risikobereitschaft und der Positionsgrössen auf Volatilitätsmessgrössen angewiesen ist, kann laut Kolanovic das Momentum stärken und die täglichen Kursschwankungen reduzieren. Es erhöht jedoch das Risiko von Marktstörungen wie im Oktober.

Volatilität wird wichtiger

In den letzten Jahren ist die Volatilität zu einem zunehmend wichtigen Faktor an den Märkten geworden, eine ganze Reihe von Produkten wurde konzipiert, die den Anlegern helfen sollen, Risiken abzusichern oder das Engagement in verschiedenen Anlageklassen zu erhöhen. Dies kann dazu führen, dass die Märkte anfällig für starke Anstiege sind, wie sie im Februar 2018 zu beobachten waren, als der Cboe Volatility Index im Tagesverlauf auf über 50 kletterte und einige Produkte eine Kernschmelze erlebten.

In Zeiten hoher Volatilität stellt der VIX andere Faktoren als Treiber der Marktliquidität in den Schatten, sagt Kolanovic. In der letzten Zeit seien bis zu 80 Prozent der Liquiditätsschwankungen durch die Volatilitätsmessgrösse zu erklären, sagte er.

Die Umstellung von aktivem Investieren zur passiven Verwaltung, insbesondere der Rückgang von aktiven Substanzwert-Anlegern, verringert die Fähigkeit des Marktes, grosse Verluste zu verhindern und sich von diesen zu erholen, sagte der Stratege. Aktive Manager wären häufig eine stabilisierende Kraft, weil sie möglicherweise in Schwächephasen kaufen, doch macht der Handel in Einzeltiteln nur noch etwa 10 Prozent des Handelsvolumens aus, sagte er.

Investoren haben in der vergangenen Woche 222 Millionen Dollar in börsengehandelte Fonds (ETFs) gesteckt, die gegen Aktienvolatilität schützen, sodass die Aktiva von Fonds, die sich auf VIX-Derivate konzentrieren, auf mehr als 3 Milliarden Dollar anwuchsen. Der VIX selbst ist in diesem Jahr um 48 Prozent auf 13,2 gefallen.

"Der Schwund der Kräfte, die eine Marktumkehr hervorrufen können, wurde durch einen Rückgang der Substanzwert-Anleger verursacht, da das Geld zu passiven und systematischen Strategien umgeschichtet wurde", schrieb er. "Die Liquidität ist zu einem grossen Teil von der Marktvolatilität bestimmt.“

(Bloomberg)