Wie die Europäischen Zentralbank vergangene Woche dürften die Notenbanker am Donnerstag den Leitzins um einen viertel Prozentpunkt anheben. 30 von 37 Ökonomen, die sich an einer Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters beteiligten, gehen von einer Straffung um einen Viertelpunkt auf 2,00 Prozent aus. Die verbleibenden sieben Experten rechnen nicht mit einer Änderung. Danach rechnet die Mehrheit der Befragten bis mindestens September 2024 mit einen unveränderten Leitzins von 2,00 Prozent.

«Angesichts des begrenzten Lohnwachstums und des Stillstands der Wirtschaft erscheint das Risiko, dass die Inflation in den kommenden Quartalen wieder deutlich ansteigt, gering...», erklärte Adrian Prettejohn von Capital Economics. «Dies wird die SNB ermutigen, die Zinsen nach September nicht mehr zu erhöhen.»

Fünf aufeinanderfolgende Zinserhöhungen um insgesamt 2,50 Prozentpunkte haben dazu beigetragen, dass die Inflation von ihrem Höchststand von 3,5 Prozent im vergangenen Jahr auf 1,6 Prozent gesunken ist und in den vergangenen drei Monaten innerhalb der Zielvorgabe der Zentralbank von null bis zwei Prozent blieb. Trotz einer der niedrigsten Inflationsraten unter den bedeutenderen Volkswirtschaften signalisierte SNB-Chef Thomas Jordan nach der letzten Anhebung des Leitzinses auf 1,75 Prozent im Juni, dass eine weitere Straffung nötig sein könnte.

Mit einer Zinserhöhung am Donnerstag dürfte die SNB auch dem Franken weiter unter die Arme greifen. Nachdem die Zentralbank im vergangenen Jahr von ihrer langjährigen Politik zur Schwächung des in Krisenzeiten gesuchten Frankens abwich, hat sie aktiv auf den Märkten interveniert, um die Währung zu stützen und damit die importierte Inflation in Schach zu halten. Der Franken hat im laufenden Jahr gegenüber dem Euro um mehr als drei Prozent zugelegt und gehört zu den Währungen, die sich im Jahr 2023 bisher am besten entwickelt haben.

Allerdings sind die Devisenreserven der Zentralbank im August den dritten Monat in Folge gesunken, sodass der Spielraum für weitere Stützungsmassnahmen begrenzt ist. «Unserer Meinung nach wird die SNB nicht so direkt wie die EZB signalisieren, dass sie (mit Zinserhöhungen) fertig ist, da die Währung sehr sensibel ist», erklärte JP-Morgan-Stratege James Nelligan. Wichtiger als die Zinserhöhung selbst seien deshalb die Inflationsprognosen sowie Aussagen zu weiteren möglichen Interventionen am Devisenmarkt.

(Reuters)