Seinem Outfit bleibt er treu. Schwarzes Hemd, schwarzer Kittel, spitze schwarze Schuhe. So betritt Martin Hellweg das "Digital Economic Forum", das an diesem Mittwoch in Zürich über die Bühne ging. Auch wenn die Kleiderregeln in der Digital- und Telecombranche durchaus als liberal betrachtet werden können - Hellweg fällt mit seiner Kleidung am Anlass auf.

Doch was macht Hellweg an einem Anlass, der sich den Themen um die digitale Transformation widmet? Hellweg, der Sanierer aus der Schwerindustrie, der acht Jahre lang versuchte, den Buntmetallverarbeiter Swissmetal zu retten?

"Ich setze mich für den Privatsphärenschutz im Internet ein. Ich glaube, da sollten wir einige Spielregeln einführen", sagt Hellweg im Video-Interview mit cash. Hellweg erklärt, dass ihn das Thema Datenschutz schon zu seiner Zeit als Chef von Swissmetal beschäftigt habe.

2007 fasste er seine Aktivitäten unter dem Arbeitstitel "Virtual Bodyguard" zusammen. Hellweg berät Menschen, die Opfer eines digitalen Anschlages wurden. Ausgangspunkt für die Vertiefung seines "gesellschaftspolitischen Engagements", wie er seine Initiative betrachtet, war ein digitaler Anschlag im Freundeskreis von Hellweg. 2014 erschien ein Buch mit dem Titel: "Safe Surfer. 52 Tipps zum Schutz Ihrer Privatsphäre im Digitalen Zeitalter." Autor: Martin Hellweg.

Der "Bösewicht von Reconvilier"

Das ist ein schroffer Wechsel. Hellweg war von 2003 bis 2009 CEO des traditionsreichen Buntmetallverarbeiters Swismetal mit Hautsitz in Dornach bei Basel. Er sollte die Firma sanieren, die bereits seit weit über zehn Jahren enorme Schwierigkeiten hatte.

Seine Zeit als Swissmetal-CEO war geprägt von Entlassungen und zuvor in der Schweiz nicht gekannten langen Streiks, weshalb er von den Gewerkschaften Namen wie "Brutalo-Sanierer" oder "Bösewicht von Reconvilier" (einem Werk von Swissmetal in der gleichnamigen Ortschaft im Jura) verpasst bekam. 2009, nach zwischenzeitlich schwarzen Zahlen, verliess Hellweg die erneut defizitäre Firma mit einer umstrittenen Abgangsentschädigung von 1,4 Millionen Franken.

2011 kam Hellweg erneut zu Swissmetal, diesmal als Verwaltungsratspräsident. Er baute wieder Stellen ab, ihm war aber kein nachhaltiger Erfolg beschieden. 2013 wurden die industriellen Aktivitäten von Swissmetal an den chinesischen Konzern Baoshida ausgegliedert, das Industrieareal in Dornach ging im Oktober des letzten Jahres an die Hiag Immobilien.

Nun also das Engagement für den Datenschutz. "Ich habe mir eine Auszeit genommen, um dem Thema Schwung zu geben", so Hellweg. Eine Regelung des Wirtschaftsraumes Internet tue not, findet er. Die Nutzung von Angeboten wie Google und anderen Anbietern gehe Hand in Hand mit dem Verlust der Kontrolle über die eigenen Daten. Wolle ein Nutzer seine Daten nicht bekannt geben, dann müsse er auf die Leistungen verzichten, argumentiert Hellweg. 

Anbieter müssten daher vorgeschrieben bekommen, dass sie Möglichkeiten bieten, ohne dass Nutzer dabei personenbezogene Daten preisgeben müssen. Sprich: Der Nutzer müsste dafür zahlen, sofern er will, dass Google nicht mit seinen Daten Geld verdient.

Wie uneigennützig ist die Datenschutzoffensive?

Sieht er denn Firmen wie Google als Gefahr? Nein. "Diese Firma hat uns viele tolle Applikationen gebracht. Es ist aber ein Fehler dieser Internet-Unternehmen, dass sie den Bogen überspannen." Facebook habe nicht 19 Milliarden Dollar für Whatsapp als Applikation bezahlt, sondern für die persönlichen Adressbücher darin.

Hellweg arbeitet hauptberuflich noch immer "als Special-Situation-Turnaround-Manager" mit seiner Beratungsfirma Ally Management Group. Er verfolgt mit dem digitalen Engagement keine ökonomischen Interessen, wie er im Gespräch sagt: "Im Moment kostet mich das Engagement eher." 

Allerdings ist Virtual Bodyguard eine Tochtergesellschaft seines Beratungsunternehmens Ally mit teilweise identischen Team-Mitgliedern und umfangreichem Leistungsangebot. So kommerziell uneigennützig scheint Hellwegs Datenschutzoffensive nun doch nicht zu sein.

Ein Engagement wie das von Swissmetal würde Hellweg übrigens wieder annehmen. "Irgendjemand muss diese Aufgaben ja machen. Auch wenn es nicht immer angenehm ist."

Im Video-Interview äussert sich Martin Hellweg ausführlich zu seinem Safe-Surfer-Engagement.