Vontobel setzt sich alle drei Jahre neue Ziele. Bis 2020 soll ein Neugeldwachstum von vier bis sechs Prozent angestrebt werden von zuvor drei bis fünf Prozent, wie am Investorentag am Donnerstag bekannt wurde. Um die gleiche Prozentgrösse soll auch der Betriebsertrag wachsen. Die Eigenkapitalquote schraubt das Unternehmen auf über zwölf Prozent statt wie bisher über zehn Prozent hoch. 

Die Reaktion der Vontobel-Aktie an der Schweizer Börse war relativ bescheiden. Anfänglich notierte die Aktie 1,3 Prozent im Plus, fiel dann aber im selben Ausmass ins Minus und notierte zuletzt unverändert. Waren die Vontobel-Ziele für Investoren etwas zu defensiv? "Nein. Wir haben unsere Wachstums- und Profitabilitätsziele gegenüber der letzten Periode um mehr als 20 Prozent erhöht", sagt Vontobel-CEO Zeno Staub im Video-Interview mit cash. "Wir setzen uns langfristige Ziele und werden da beharrlich auf Kurs bleiben."

Die Analystengemeinde zeigte sich wenig überrascht von den bekanntgegebenen Zielen, weil sie mitunter bereits den jüngeren Geschäftsverlauf widerspiegeln. Die Ziele ähneln auch den Ambitionen des Konkurrenten Julius Bär. Die laue Reaktion der Aktie erklärt sich auch damit, dass der Titel seit dem Erreichen eines Zehn-Jahres-Hochs Ende Juli und der gleichzeitigen Bekanntgabe der Halbjahreszahlen nicht mehr viel Power hat und 10 Prozent nachgegeben hat. 

Festhalten am Private Banking

Vontobel glaubt an das Wachstum des internationalen Vermögensverwaltungsgeschäftes. Überdurchschnittliche Wachstumsraten erwartet die Bank insbesondere im Heimatmarkt, in den USA, in Südamerika und in Osteuropa.

Allerdings kann man bei der Vontobel-Gruppe schon seit längerer Zeit nicht mehr von einer Privatbank sprechen. Das Private Banking bzw. das Wealth Management macht nur noch etwa einen Viertel des Vorsteuergewinns aus. Die anderen zwei Standbeine, das Asset Management und insbesondere das Investmentbanking, hatten sich in den vergangenen Jahren schneller als die Vermögensverwaltung für wohlhabende Privatkunden entwickelt. Besonders das Wachstum im Geschäft der strukturierten Produkte war imposant, und Vontobel will hier weiter Gas geben. Es besteht der Anspruch, "ein global führender Anbieter von strukturierten Produkten und Derivaten zu werden."

Hat sich Vontobel auch schon mit dem Gedanken getragen, sich vom Private Banking zu trennen? "Nein, im Gegenteil", sagt Staub zu cash. "Wir sind mit unserem Wealth Management stratregisch sehr zufrieden. Es wächst seit drei Jahren klar über dem Markt." Für die Bank zahlt sich auch aus, sich im Geschäft mit reichen Privatkunden aus einigen Ländern verabschiedet und in den verbleibenden Märkten die Position ausgebaut zu haben.

Bei der Setzung von Zielen über die nächsten drei Jahre muss aber immer davon ausgegangen werden, dass die Märkte, von deren Verlauf die Geschäfte der Banken abhängig sind, einigermassen mitspielen und dass es insbesondere zu keinen länger anhaltenden Verwerfungen kommt. Eine Marktprognose über diesen Zeitraum will Zeno Staub aber nicht wagen. "Wir leben in einer Zeit, in der dreijährige Prognosen keinen Sinn mehr machen", sagt er im Video-Interview. "Über die nächsten drei Jahre wird es aber schwieriger sein, im breiten Markt zu investieren. Der Investor wird viel selektiver vorgehen müssen."

Im Video-Interview mit cash äussert sich Zeno Staub zu Übernahmeambitionen von Vontobel und zum Kostenmanagement der Bank.