"Die Inflations- und Zinssorgen werden so schnell nicht verschwinden", warnte Craig Erlam, Marktanalyst des Brokerhauses Oanda. Sollte die Fed für März eine Zinserhöhung um mehr als einen Viertel Prozentpunkt signalisieren, müsse mit weiteren Kursverlusten am Aktienmarkt gerechnet werden.

Am Freitag kam es erneut zu einem Ausverkauf insbesondere bei Technolgie-Aktien. Der technologielastige Nasdaq 100 verlor 2,8 Prozent. In diesem Jahr hat er bereits 11,5 Prozent nachgegeben. Der Swiss Market Index liegt 2022 4 Prozent im Minus.

Die Fed-Führung wird am Mittwoch die Ergebnisse ihrer Beratungen verkünden. Eine unmittelbare Zinserhöhung gilt zwar als ausgeschlossen, Experten rechnen aber fest damit, dass die Notenbanker die Grundlage für einen solchen Schritt im März legen werden. Vor diesem Hintergrund sollten Investoren den Ölpreis im Auge behalten, riet Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets.

Sollte dieser sich in Richtung 90 oder 100 Dollar je Barrel (159 Liter) bewegen, könnten Spekulationen auf eine Zinserhöhung um einen halben statt einen Viertel Prozentpunkt Fahrt aufnehmen. In der alten Woche waren die Sorten Brent und WTI mit 89,50 beziehungsweise 87,91 Dollar je Barrel (159 Liter) zeitweise so teuer wie zuletzt vor mehr als sieben Jahren.

Was passiert bei überraschend grossen Zinsschritt?

Im Fall eines Signals für einen überraschend grossen Zinsschritt rechnen Experten mit einem erneuten Ausverkauf an den Anleihemärkten, der auf Aktien überschwappen könnte. Die Rendite der richtungweisenden zehnjährigen US-Bonds hatte in der alten Woche ein Zwei-Jahres-Hoch von plus 1,902 Prozent erreicht.

In ihrem Windschatten rentierten ihre deutschen Pendants erstmals seit fast drei Jahren wieder über null Prozent. Einen weiteren kräftigen Anstieg halten Analysten hier allerdings für unwahrscheinlich, weil die Europäische Zentralbank (EZB) im Gegensatz zur Fed noch weit von einer Zinserhöhung entfernt sei.

Ein weiterer Risikofaktor für die Aktienmärkte ist aus Sicht der Börsianer die Ukraine-Krise. Denn bei einem Einmarsch Russlands in das Nachbarland werde der Westen mit wirtschaftlichen Sanktionen antworten, sagte einer von ihnen. Erschwerend komme hinzu, dass so eine Konfrontation die ohnehin prekäre Energieversorgung Europas verschärfen würde.

Der Fed-Entscheid drängt die anstehenden Konjunkturdaten in der neuen Woche in den Hintergrund. Das Highlight in den USA sind die persönlichen Einkommen und die Konsumausgaben am Freitag. Erstere lassen Rückschlüsse auf den Inflationsdruck zu. Letztere gelten als Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft. Analysten erwarten für Dezember eine Abschwächung Wachstums zum Vormonat auf 0,3 beziehungsweise 0,1 Prozent.

Die US-Bilanzsaison steht im Zeichen der Technologiewerte. In der neuen Woche legen unter anderem der Softwarekonzern Microsoft, der iPhone-Anbieter Apple und der Elektroauto-Bauer Tesla Zahlen vor.

(Reuters/cash)