Zumindest vor Steuern standen im dritten Quartal nach Ansicht von Experten erneut schwarze Zahlen. Besonders im Investmentbanking brummt das Geschäft, wie Sewing selbst vor ein paar Tagen verkündete. "Die Bank ist über den Berg", zeigt sich Portfoliomanager Andreas Thomae von der Fondsgesellschaft Deka überzeugt. "Sie kann sich wieder stärker auf ihr tägliches Geschäft konzentrieren." Am Mittwoch kommender Woche wollen die Frankfurter über den Verlauf des dritten Quartal berichten.

Im Schnitt erwarten von der Deutschen Bank am nächsten Mittwoch selbst befragte Analysten für Juli bis September einen Vorsteuergewinn von 177 Millionen Euro. Das ist zwar nur ein Bruchteil dessen, was US-Wettbewerber wie JP Morgan und Goldman Sachs sowie die Schweizer Rivalin UBS verdient haben. Für die Deutsche Bank wäre es aber der dritte Quartalsgewinn in Folge. Auf gut 300 Millionen Euro summierte sich der Vorsteuergewinn im ersten Halbjahr.

Im dritten Quartal 2019 stand wegen der Kosten für den Umbau, dem weltweit 18'000 Jobs zum Opfer fallen, noch ein Vorsteuerverlust von 687 Millionen Euro in der Bilanz. Unter dem Strich belief sich das Minus damals auf fast eine Milliarde Euro. Auch im vergangenen Quartal erzielte die Bank nach Abzug aller Zahlungen für Nachranganleihen den Analystenschätzungen zufolge einen kleinen Verlust.

Privatkundengeschäft bleibt Baustelle

Sewing sagte Anfang Oktober, er sei sehr zufrieden mit der Entwicklung im dritten Quartal, auch wenn der Schwung im Vergleich zum ersten Halbjahr etwas abgenommen habe. Im Sommer sei das Handelsgeschäft mindestens genauso gut gelaufen wie bei den US-Rivalen, führte Finanzchef James von Moltke aus. In den vergangenen Monaten brummte das Geschäft mit der Emission von Anleihen, Kunden fragten vermehrt Aktien, Währungs- und Rohstoffprodukte nach und suchten wegen der Turbulenzen an den Börsen Möglichkeiten zur Absicherung ihrer Portfolien. Zudem gab es mehr Börsengänge. "Für Investmentbanken war das vergangene Quartal sehr erfreulich", zieht Portfoliomanagerin Alexandra Annecke vom Fondshaus Union Investment Bilanz.

Im Rahmen ihrer vor gut einem Jahr gestarteten Schrumpfkur zog sich die Deutsche Bank aus riskanten Geschäftsbereichen wie dem Aktienhandel zurück, zudem stiess sie Wertpapiere und Kredite in Milliardenhöhe ab und verzahnte das Kapitalmarktgeschäft mehr mit dem klassischen Firmenkundenbereich. "Das Investmentbanking ist nicht mehr so schwankungsanfällig wie früher", sagt Thomae. "Die Bank hat in dem Geschäft mittlerweile die Kurve gekriegt." Die Sparte helfe, Schwächen an anderer Stelle auszugleichen.

Vor allem im Privatkundengeschäft hakt es noch. Die Erträge gingen nach Schätzungen von Analysten im dritten Quartal weiter zurück. Wegen der niedrigen Zinsen wird es für Banken in der Euro-Zone immer schwerer, auskömmliche Erträge zu erwirtschaften. An strikten Sparmassnahmen geht daher kein Weg vorbei. Unter anderem schliesst die Deutsche Bank weitere 100 ihrer gut 500 Filialen in Deutschland.

Sorgen vor steigenden Kreditausfällen

Auch die drohenden Kreditausfälle in Folge der Corona-Krise beobachten Experten mit Sorge. Im dritten Quartal ging die Risikovorsorge für faule Kredite wie bei den US-Wettbewerbern voraussichtlich zwar zurück. Konkrete Vorhersagen seien aber wegen der wieder steigenden Infektionszahlen schwierig, warnt Annecke. "Die Situation verschlechtert sich eher wieder. Die Frage ist, wie robust die Prognosen der Banken sind und wie sich die Kreditausfälle im nächsten Jahr entwickeln."

Im zweiten Quartal erhöhten die Frankfurter die Risikovorsorge um 600 Millionen auf 761 Millionen Euro. Damit sei der Höhepunkt erreicht, sagte Sewing im Sommer. Die Finanzaufsicht BaFin warnte aber mehrfach davor, das Ende der Krise zu früh auszurufen. Es sei nicht vorhersehbar, wie sich die Wirtschaft entwickele und wie viele Kredite noch ausfielen. Volkswirte gehen davon aus, dass die Firmeninsolvenzen bis weit ins kommende Jahr hinein zunehmen werden.

(Reuters)