Bereits in der alten Woche kochten die Inflations- und Rezessionssorgen wieder hoch. Zur Zeit erlebten die Anleger "die Mutter aller Energiekrisen", sagt Dirk Schumacher, Ökonom bei der Investmentbank Natixis. Die Gaspreise seien seit der Drosselung der russischen Lieferungen im Juli explodiert und Marktteilnehmer rechneten damit, dass das bis 2023 bestehen bleibe.

"Es kann kaum Zweifel geben, dass das Niveau der Gas- und Strompreise, wenn es anhält, der Wirtschaft des Euroraums, insbesondere dem Industriesektor, schweren Schaden zufügen wird." Die staatlichen Hilfen, unter anderem eine reduzierte Mehrwertsteuer auf Gas, könnten den Einkommensschock für Unternehmen und Haushalte nur teilweise auffangen. "Sicher scheint, dass die Gesamtinflation aufgrund der Energiepreise weiter steigen wird", sagt Schumacher.

Der SMI verlor am Freitag 0,1 Prozent auf 11'157 Punkte. Im Wochenverlauf erreichte das Börsenbarometer damit ein Plus von 0,2 Prozent.

 

Gegen die weltweit steigende Teuerung stemmen sich die Notenbank mit einer Straffung ihrer Geldpolitik. Auf dem Notenbanker-Treffen in den USA in Jackson Hole, das ab Donnerstag beginnt, könnte deutlich werden, was den Börsen in dieser Hinsicht im Herbst noch blühen könnte. Vertreter der US-Notenbank Fed zeigten sich zuletzt einig, dass weitere Zinserhöhungen angemessen sind. Ab einem bestimmten Zeitpunkt müsse das Tempo aber verlangsamt werden, abhängig von der Datenlage. Marktteilnehmer stimmten sich nach der Veröffentlichung der jüngsten Fed-Sitzungsprotokolle allerdings darauf ein, dass im September kein erneuter ungewöhnlich grosser Zinsschritt in Höhe von 0,75 Prozentpunkten kommen werde, sondern dass die Währungshüter es bei einer Anhebung um einen halben Punkt belassen werden.

Auch die Vertreter der Europäischen Zentralbank dürften die Investoren auf eine kräftige Zinserhöhung im September einstimmen. Notenbank-Direktorin Isabel Schnabel hatte im Reuters-Interview bereits signalisiert, dass angesichts unverändert schlechter Inflationsaussichten aus gegenwärtiger Sicht erneut mit einer Erhöhung um 0,50 Prozentpunkte zu rechnen ist. Zudem veröffentlicht die EZB am Donnerstag ihre Protokolle zur Juli-Zinssitzung, die einen Einblick geben dürften, wie das geldpolitische Meinungsspektrum innerhalb des EZB-Rats zuletzt aussah. Alle Beschlüsse auf der Juli-Zinssitzung wurden einstimmig gefasst - auch zum umstrittenen neuen Anleihenschutzschild TPI für hochverschuldete Euro-Staaten. Der Diskussionsstand dazu dürfte bei den Protokollen von besonderem Interesse sein.

Rezessionsignale drohen

Weiter fallende Einkaufsmanagerindizes im Euroraum dürften die Rezessionssorgen nach Ansicht der Commerzbank-Strategen wieder verstärken. "Deutlich gestiegene Energiepreise, Materialengpässe und eine sich abschwächende Weltwirtschaft: Die Unternehmen in Deutschland und im Euroraum haben derzeit mit vielen Belastungen zu kämpfen", konstatiert Ökonom Ralph Solveen.

Überdies ist auch die Bilanzsaison noch nicht zu Ende. Am Schweizer Aktienmarkt wqerden unter anderem die Industriegruppen Arbonia, Feintool, Dätwyler, der Pharmazulieferer Bachem, der Versichrungskonzern Baloise und das Tech-Unternehmen Softwareone über das erste Halbjahr informieren. 

(Reuters/cash)