Von wegen gross und schwerfällig: Der Nahrungsmittelgigant Nestlé widerlegt die alten Vorurteile und steigert den Umsatz im dritten Quartal aus eigener Kraft um fast 5 Prozent. Das liegt weit über den von Analysten erwarteten 2,6 Prozent.

Das wiederum ermöglicht es dem Traditionsunternehmen aus Vevey, die diesjährigen Wachstumsvorgaben zu erhöhen. Neuerdings wird ein organisches Umsatzwachstum von um die 3 Prozent (zuvor 2 bis 3 Prozent) angestrebt. Und Beobachter erachten selbst die neuen Wachstumsvorgaben noch als eher konservativ, liegen die durchschnittlichen Analystenschätzungen doch schon heute bei 2,9 Prozent.

Neue Kursrekorde möglich

Die Wachstumsbeschleunigung zu verdanken hat Nestlé insbesondere dem Online-Geschäft. Dieses steuerte in den ersten neun Monaten fast 50 Prozent mehr zum Umsatz im Vorjahreszeitraum und war zuletzt immerhin für 12,3 Prozent des Gruppenumsatzes verantwortlich. Damit wandeln die Westschweizer auf den Spuren von Amazon.com und Co.

Beobachter sehen darin einen möglichen Kurstreiber für die seit Monaten sträflich vernachlässigte Nestlé-Aktie. Schon seit April bewegt sich diese in einem engen Seitwärtstrend. Dank der kräftigen Wachstumsbeschleunigung im zurückliegenden Quartal und der Erhöhung der diesjährigen Wachstumsvorgaben schliesst man in den Handelsräumen hiesiger Banken nicht aus, dass die Aktie in den Genuss neuer Kursrekorde kommt. Die bisherige Bestmarke bei 113,20 Franken liegt mehr als 12 Monate zurück.

Nach einem frühen Vorstoss bis auf 109,50 Franken fällt die Nestlé-Aktie überraschend ins Minus. Zur Stunde verliert sie 0,4 Prozent auf 107 Franken.

Nestlé ein Gewinner von Covid-19?

Wie die Zürcher Kantonalbank schreibt, weiss Nestlé nicht nur im  Online-Geschäft zu überzeugen. Ihres Erachtens ist das Wachstum breit abgestützt. Damit spielt die Zürcher Bank auf den Umstand an, dass sich von sieben Produktkategorien gegenüber der ersten Jahreshälfte fünf verbessert haben. Die übrigen zwei Produktkategorien haben sich auf einem hohen Niveau stabilisiert. Die Aktie wird deshalb wie bis anhin mit "Übergewichten" zum Kauf empfohlen.

Auch Kepler Cheuvreux gewinnt den vorliegenden Umsatzzahlen vorwiegend positive Aspekte ab. Man begrüsst die Widerstandsfähigkeit des Tagesgeschäfts, lobt in diesem Zusammenhang das Geschäftsmodell und bezeichnet Nestlé gar als einen der Gewinner der Covid-19-Pandemie. Kepler Cheuvreux rät mit einem Kursziel von 120 Franken zum Kauf der Nestlé-Aktie.

Für Vontobel ist die Nestlé-Aktie jetzt erst recht "ein Muss". Der Zürcher Bank zufolge sind die höheren Absatzvolumina die treibende Kraft hinter der Wachstumsbelebung. Sie stuft die Aktie unverändert mit "Buy" und einem Kursziel von 125 Franken ein.