"2021 wird das Jahr der Sustainability-Linked Bonds (SLBs) sein", erwartet Marilyn Ceci, die die Sparte ESG-Fremdkapitalmärkte bei JPMorgan leitet. "Sie werden das am schnellsten wachsende nachhaltige Instrument sein, wenn wir hochrechnen, was wir schon gesehen haben."

Im Gegensatz zu traditionellen Nachhaltigkeitsanleihen für konkrete Projekte können SLBs zur Finanzierung von nahezu jedem beliebigen Projekt verwendet werden. Der Emittent muss sich allerdings verpflichten, ein bestimmtes Ziel zu erreichen - beispielsweise die CO2-Emissionen um einen bestimmten Wert zu senken. Damit werden sie eine gute Option für Unternehmen, die kein bestimmtes Projekt zu finanzieren haben, aber generell nachhaltiger werden wollen.

Der weltweite Absatz solcher Bonds könnte dieses Jahr bei 120 bis 150 Milliarden Dollar (100 bis 125 Milliarden Euro) liegen, getrieben durch die starke Nachfrage von Investoren, sagte Ceci in einem Bloomberg-Interview. Zum Vergleich: 2020 lag das in Dollar begebene Volumen noch bei lediglich 8,9 Milliarden Dollar, zeigen von Bloomberg gesammelte Transaktionsdaten.

Schon in den ersten Wochen des laufenden Jahres wurden rund 4 Milliarden Dollar an SLBs verkauft, nahezu genau so viel wie im gesamten Jahr 2019, als diese Art der Wertpapiere eingeführt wurde. JPMorgan ist laut einem von Bloomberg erstellten Ranking der grösste Underwriter solcher Bonds.

Starkes Wachstum

Der italienische Versorger Enel war der erste SLB-Emittent, er nahm im September 2019 1,5 Milliarden Dollar auf. Enel muss dafür bis Ende dieses Jahres 55 Prozent seiner installierten Kapazität auf erneuerbare Energien umgestellt haben - oder 25 Basispunkte mehr für die Papiere zahlen.

Insgesamt geht Ceci davon aus, dass der Markt für nachhaltige Finanzierung dieses Jahr um 49 Prozent wachsen wird - deutlich mehr als die 30 Prozent Wachstum, die sie noch im Oktober prognostiziert hatte. Die International Capital Market Association hat im Juni Richtlinien zur Förderung der Transparenz der SLB veröffentlicht, was die Emissionstätigkeit ankurbeln könnte.

Allerdings werden unter Investoren inzwischen auch kritische Stimmen laut, die befürchten, dass das Label zu reinem Marketing verkommen könnte. In manchen Fällen sind die Strafzahlungen bei Verfehlen der Ziele nicht wirklich spürbar, sagt beispielsweise James Rich, ein Portfolio-Manager für nachhaltige Anlagen bei Aegon Asset Management. Andere Emittenten könnten sich leichte Ziele setzen oder Ziele, die sie bereits erreicht haben.

(Bloomberg)