Der jüngste Kursanstieg des Euro  "könnte negative Folgen haben für die Finanzierungsbedingungen im Euro-Raum und letztendlich Konsequenzen für den Inflationsausblick", hiess es im Protokoll der Januar-Zinssitzung, das die EZB am Donnerstag veröffentlichte. Umfangreiche geldpolitische Hilfe bleibe notwendig. Der EZB-Rat sei bereit, nötigenfalls alle seine Instrumente anzupassen, einschliesslich des Einlagesatzes.

Die Gemeinschaftswährung legte seit Anfang November zum Dollar rund vier Prozent zu. Damit werden Importe in die Euro-Zone günstiger, was die Inflationsentwicklung bremst. Die EZB hatte im Januar auf ihrer ersten Zinssitzung 2021 keine neuen Stützungsschritte beschlossen. Erst im Dezember hatte sie ein neues Hilfspaket für die von der Virus-Krise gebeutelte Wirtschaft aufgelegt. EZB-Präsidentin Christine Lagarde warnte aber nach dem Zinstreffen, dass der erneute Anstieg der Coronavirus-Infektionen und die verlängerten Eindämmungsmassnahmen in vielen Euro-Ländern die Wirtschaftsaktivität beeinträchtigen würden.

Günstige Finanzierungsbedingungen sicherstellen

"Die gerade veröffentlichten Protokolle des Januar-Treffens bestätigen die gegenwärtig bevorzugte Haltung der EZB: Solange wie möglich günstige Finanzierungsbedingungen sicherzustellen", kommentierte ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski. Wie aus der Niederschrift ausserdem hervorgeht, sind die Euro-Wächter weniger besorgt, was einen Anstieg der Anleiherenditen betrifft.

Es sei darauf hingewiesen worden, dass nicht jede Erhöhung der nominalen Renditen als Verschärfung der Finanzierungsbedingungen anzusehen sei und eine geldpolitische Reaktion auslösen sollte. Diese seien zudem kein geeigneter Massstab um zu bewerten, ob Finanzierungsbedingungen günstig seien. Denn ein Anstieg könne auch durch Aufhellung der Konjunkturaussichten oder durch gestiegene Inflationserwartungen ausgelöst werden. Wichtiger seien die inflationsbereinigten Realzinsen und diese seien vielmehr auf Rekordtiefstände gesunken. 

(Reuters)