Totgesagte leben länger. Das gilt auch für den Dollar. Mitte Februar noch in einem Formtief, machte der "Greenback" seither gegenüber den wichtigsten Währungen Boden gut.

Auch für den Dollar-Franken-Kurs ging es kräftig nach oben. Seit Mitte Februar errechnet sich ein Plus von 7,9 Prozent. Damit ist die Bilanz seit Jahresbeginn wieder positiv. Anfang Mai kostete der Dollar erstmals wieder mehr als einen Franken.

Mit steigenden Kursen kehrt auch der Appetit grosser US-Investmentbanken zurück. Die Währungsstrategen von Merrill Lynch, dem Investment-Banking-Arm der Bank of America, wähnen den Dollar vor einer zweiten Aufwärtswelle.

US-Geldpolitik hilft dem Dollar

Sie sehen die höheren kurzfristigen Zinsen sowie die Abflachung der Zinskurve als die beiden treibenden Kräfte hinter einem höheren Dollar. Während die US-Notenbank mit ihren Leitzinserhöhungen am kurzen Ende für höhere Zinsen sorgt, drückt die Nachfrage seitens institutioneller Investoren am langen Ende auf die Zinsen. Im Zuge dessen ist die Zinsdifferenz zwischen US-Staatsanleihen mit einer Laufzeit von 2 Jahren und solchen mit einer Laufzeit von 10 Jahren auf nahezu Null gefallen.

Der Dollar-Franken-Kurs (rot) im Einjahresvergleich mit dem Euro-Franken-Kurs (grün) (Quelle: www.cash.ch)

Nach zwei Zinsschritten im ersten Halbjahr, rechnen die Währungsstrategen von Merrill Lynch in der zweiten Jahreshälfte mit zwei weiteren Leitzinserhöhungen durch die US-Notenbank. Das sollte den kurzfristigen Zinsen und damit auch dem Dollar noch einmal Auftrieb verleihen.

Euro-Dollar-Kurs gibt den Ton an

Dem wollen die Berufskollegen bei der US-Investmentbank Morgan Stanley nicht widersprechen. Auch sie trauen dem Dollar auf kurze Sicht höhere Kurse zu. Allerdings knüpfen die Strategen dies an die Bedingung, dass ausländische Investoren den Kapitalbedarf der USA auch in Zukunft sättigen können.

Für die mächtigen US-Investmentbanken gilt der Dollar-Franken-Kurs bloss als ein Nebenschauplatz. Wie der Dollar gegenüber dem Franken abschneidet, darüber entscheidet letztendlich der Euro-Dollar-Kurs - und dieser steht im Bann des Handelsstreits zwischen den USA und China einerseits sowie zwischen den USA und Europa andererseits.

Schon in wenigen Tagen treten die von den USA gegen China verhängten Strafzölle in Kraft. Dass diese Strafzölle nicht unbeantwortet bleiben und die chinesische Regierung in Peking mit Vergeltungsmassnahmen reagieren wird, gilt als sehr wahrscheinlich.

Schwächerer Euro-Franken-Kurs würde Anstieg beim Dollar vereiteln

Aus Sicht von Merrill Lynch ist eine Eskalation im Handelsstreit denn auch die grösste Gefahr für den Dollar. Trotzdem sieht die US-Investmentbank den Euro-Dollar-Kurs bis in drei Monaten auf 1,12 fallen. Das wiederum würde den Dollar-Franken-Kurs um mehr als 6 Prozent in die Nähe von 1,06 heraufkatapultieren.

Etwas zurückhaltender gibt man sich bei Morgan Stanley. Die US-Investmentbank sieht den Dollar bis in drei Monaten bei einem Franken stehen. Der Grund: Anders als ihre Berufskollegen von Merrill Lynch rechnen die Währungsstrategen von Morgan Stanley kurzfristig mit einem deutlich schwächeren Euro-Franken-Kurs (cash berichtete).