Die Schweizerische Nationalbank (SNB) dürfte bei ihrer vierteljährlichen geldpolitischen Lagebeurteilung am Donnerstag an dem seit mehr als fünf Jahren geltenden Leitzins von minus 0,75 Prozent festhalten, prognostizieren alle 31 von Reuters befragte Wirtschaftsexperten. Auch die Sichteinlagen von Banken bei der Notenbank ab einem gewissen Freibetrag dürften weiter mit einer Gebühr von 0,75 Prozent belastet werden.

Die Volkswirte gehen zudem davon aus, dass eine Zinsänderung auf Jahre hinaus nicht zu erwarten sei und das dreiköpfige Direktorium um SNB-Chef Thomas Jordan weiterhin am Devisenmarkt eingreifen werde, um eine wirtschaftsschädliche Aufwertung des Frankens zu unterbinden.

Franken als sicherer Hafen

"Ich nehme an, dass die Zinsen irgendwann steigen müssen, aber das wird nicht in meinem Prognosehorizont geschehen", sagte Charlotte de Montpellier, Ökonomin bei ING. "In der Zwischenzeit wird die SNB weiterhin an den Devisenmärkten intervenieren und auf bessere Tage hoffen."

Seit März habe der Euro gegenüber dem Dollar zwar merklich angezogen, doch der Wechselkurs zum Franken habe sich nicht so stark verändert, erklärte Gero Jung, Chefvolkswirt der Privatbank Mirabaud. Für die SNB bestehe also weiterhin Anlass zur Sorge.

Der Franken gilt unter Investoren als sicherer Hafen und gewinnt in unsicheren Zeiten stets an Wert - was einheimische Waren im Ausland verteuert und somit der exportorientierten Wirtschaft schadet. Die Hauptexportwährung Euro, die im Zuge der Coronavirus-Krise im Mai vorübergehend auf den höchsten Stand seit dem Frankenschock im Jahr 2015 gestiegen war, kostet aktuell rund 1,0750 Franken. 

(Reuters/cash)