Noch lässt sich zwar bloss erahnen, in welche Richtung die US-Wirtschaftspolitik unter dem republikanischen Präsidenten Donald Trump gehen wird. Für viele Währungsstrategen steht allerdings schon heute fest: Die im Wahlkampf in Aussicht gestellte Unternehmenssteuerreform, die zusätzlichen Infrastrukturinvestitionen und mögliche Schutzmassnahmen für die heimische Wirtschaft sprechen allesamt für einen starken Dollar. Einige Beobachter vergleichen Donald Trump sogar mit dem früheren Präsidenten Ronald Reagan. Während dessen erster Amtszeit gewann der handelsgewichtete Dollar nahezu 40 Prozent.

Die meisten Banken sehen den Euro über die kommenden Monate gegenüber dem Greenback denn auch auf unter einen Dollar tauchen. Es gibt sogar einige ganz pessimistische Prognosen von 0,85 bis 0,90 Dollar je Euro.

Erhöht die US-Notenbank die Leitzinsen nur langsam?

Eine für ABN AMRO tätige Währungsstrategin teilt diese Zuversicht für den Dollar aber nicht. Anders als ihre Berufskollegen sieht sie den Euro bis Ende Jahr auf 1,10 Dollar steigen. Im kommenden Jahr hält die Expertin sogar einen Anstieg auf 1,20 Dollar für möglich. Das entspräche einem Dollar-Franken-Kurs von 0,89 Franken. Ihre Schlüsselbotschaft: Die Dollar-Rally ist bereits Geschichte. Das hat Signalwirkung für die Märkte, gilt ABN AMRO doch als eine der führenden Banken im Devisenhandel.

Liegt die Währungsstrategin richtig, müsste der Dollar auf 0,89 Franken fallen (Quelle: www.cash.ch)

Während andere Banken alleine in diesem Jahr zwei bis drei Leitzinserhöhungen seitens der US-Notenbank erwarten, geht man bei der niederländischen Grossbank gerademal von einem Zinsschritt aus. Derzeit liegt die rechnerische Wahrscheinlichkeit einer Erhöhung der Leitzinsen anlässlich des Treffens des Offenmarktausschusses vom März bei gerademal 34 Prozent.

Überraschend entspannt zeigt sich die Währungsstrategin von Abn Amro in Bezug auf die Präsidentschaftswahlen in Frankreich. Sie räumt in diesem Zusammenhang zwar gewisse politische Unsicherheiten ein, sieht solche aber auch in Übersee. Sollte die von den meisten Marktteilnehmern erhoffte Dollar-Rally ausbleiben, rechnet die Expertin mit einer schmerzhaften Glattstellung spekulativ aufgebauter Dollar-Wetten.

Dollar-Franken-Kurs im Bann der SNB-Interventionen

Dasselbe droht, sollte die Europäische Zentralbank (EZB) wie ursprünglich geplant gegen Ende dieses Jahres die Wertpapierkäufe zurückfahren. Das wiederum würde auch der Schweizerischen Nationalbank (SNB) die Gelegenheit geben, zur Normalität übergehen zu können.

Denn solange sie den Franken über Interventionen im Zaum hält, schlagen Verschiebungen beim Währungspaar Euro gegen Dollar direkt auf den Dollar-Franken-Kurs durch. Das erklärt auch, weshalb letzterer in den vergangenen Wochen derart starken Schwankungen ausgesetzt war. Nachdem der Greenback zeitweise sogar auf unter einen Franken zurückgefallen war, konnte dieser sich mittlerweile wieder über einem Franken etablieren.