Wenn Macron seine Wahlversprechen umsetzt und die regionale Integration vorantreibt, die Unternehmenssteuern senkt und den Arbeitsmarkt reformiert, "könnte die Rückkehr des Vertrauens den Konsum stärken und dann könnten wir wirklich eine positive Spirale in Frankreich sehen", sagt Vincent Durel, Portfoliomanager bei Fidelity International in Paris, "und das brauchen wir."

Hier kommt ein Überblick nach Sektoren:

GEWINNER:

Konsumwerte

Macron befürwortet niedrigere Lohnsteuern und eine höhere Prämie für Beschäftigte im Niedrig-Lohn-Bereich. Höherer Konsum der privaten Haushalte würde zyklischen Konsumwerten zugutekommen, wie  Einzelhandel, Medien, Hotels, Freizeit und Restaurants, schrieben die Analysten um Roland Kaloyan von der Société Générale  in einer Einschätzung. 

Banken

Auf Bankaktien entfielen neun der zehn grösten Gewinner im Aktienmarkt des Euroraums am Tag nach der ersten Wahlrunde. Das Risiko eines Siegs von Le Pen und damit für einen Ausstieg Frankreichs aus dem Euro war gesunken, und ein Anstieg der Bondrenditen stärkte den Ausblick für die Ergebnisse der Kreditinstitute. Macron hat auch vorgeschlagen, die Vermögenssteuer zu ändern, so dass sie nur auf Grundbesitz und nicht auf Kapitalinvestments erhoben wird. Zudem macht er sich für eine pauschale Steuer von 30 Prozent auf Kapitaleinkünfte stark. Das könnte zu mehr Aktienkäufen führen, wovon Crédit Agricole SA, BNP Paribas SA und der Vermögensverwalter Amundi SA profitieren würden, meint Société Générale.

Erneuerbare Energien - und EDF

Macron hat Investitionen in erneuerbare Energien versprochen. Das wäre positiv für Hersteller von Windkraftanlagen wie Vestas Wind Systems A/S und Nordex SE, sowie Energieanbieter wie EDP Renovaveis SA und Engie SA, sagt Goldman Sachs Group Inc. Bei Electricité de France SA könnte ein von Macron unterstützter Floor für Kohle zu steigenden Strompreisen führen und den Cashflow der staatlich kontrollierten EDF verbessern, meint die Bank.

Telekom

Macron hat sich dafür ausgesprochen, den Anteil des Staats an börsennotierten Unternehmen zu senken. Ein Verkauf der staatlichen Anteile an Orange SA könnte Fidelitys Durel zufolge eine weitere Konsolidierungswelle in der Branche auslösen - oder zumindest Gespräche darüber. Sein Fonds hat Aktien von Iliad gekauft, weil der Telekomanbieter zu den grösten Nutzniesern einer Konsolidierung gehören würde.

Skeptischer ist dagegen Stéphane Beyazian, Analyst bei Raymond James Financial Inc. Eine weitere Konsolidierung in dem Sektor sei mittelfristig nicht mehr wahrscheinlich, angesichts der jüngsten Signale der französischen Regulierer, sagt er.

Autos

Die französischen Autobauer Renault SA und Peugeot SA könnten von niedrigeren Arbeitskosten, höherem Konsum und Macrons Plänen, Autobesitzern Anreize zu geben, auf schadstoffärmere Autos umzusteigen, profitieren, sagt Société Générale. Laut Evercore ISI besteht unter Macron eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass die Regierung Anteile an Renault verkauft, was gut für das Unternehmen wäre, da es den Weg für eine effizientere, ausbalanciertere Holding mit Nissan Motor Co. freimachen würde, an der Renault ebenfalls beteiligt ist.

Immobilien und Bau

Der Bausektor würde Société Générale zufolge von Macrons Plan profitieren, die lokale Kopfsteuer für vier Fünftel der Haushalte abzuschaffen und den Wohnbau in bestimmten Regionen zu stärken. Nach Einschätzung der UBS Group AG würde seine Agenda auch französischen und auf Frankreich ausgerichteten Immobilien-Investment-Trusts (REITs) zugutekommen. UBS hat kürzlich die Kursziele für den REIT Unibail-Rodamco SE und den Entwickler ICADE angehoben.

...und Mehr

Macron plant, den Arbeitsmarkt zu flexibilisieren. Davon würden arbeitsintensive Branchen profitieren, wie Lebensmittel, Einzelhandel, Dienstleistungen und verarbeitendes Gewerbe, wie Supriya Menon, Strategin bei Pictet Asset Management meint. Unternehmen mit geringer oder mittlerer Marktkapitalisierung seien zumeist mehr auf den Inlandsmarkt ausgerichtet und dürften daher stärker von Macron profitieren, sagt Société Générale . 

 

VERLIERER:

Was negativ beeinflusst werden könnte:

Versicherer

Macrons Vorhaben, neue Lebensversicherungspolicen in seine Kapitalertragssteuer einzubeziehen, würde den Absatz solcher Produkte dämpfen. Allerdings wären sofortige Auswirkungen begrenzt, da die Versicherer jetzt auf andere Angebote ausgerichtet seien, sagt Société Générale . Am stärksten exponiert wäre CNP Assurances.

Verteidigung und Sicherheit

Der Sektor wird als einer der wenigen Gewinner unter Le Pen gesehen, da sie in ihrem Wahlkampf dafür plädiert hat, die Verteidigungsausgaben zu erhöhen und die Sicherheitskräfte zu stärken.

Export

Unternehmen mit einem hohen Umsatzanteil im Ausland würden von den niedrigeren Steuern in Frankreich weniger profitieren und ihre Auslandsgewinne könnten durch einen stärkeren Euro belastet werden. Die grösten Unternehmen im CAC 40, darunter LVMH, L’Oréal und Airbus erwirtschaften mehr als 90 Prozent vom Umsatz im Ausland.

Allerdings hängt alles davon ab, ob Macron in der Lage ist, seine Agenda umzusetzen. Da er keine grosse politische Partei repräsentiert, wird er es schwer haben, bei den Parlamentswahlen im Juni eine Mehrheit zu erhalten. Damit würde das Risiko eines legislativen Stillstands oder des Einflusses einer Koalition bestehen. Doch manche Investoren sind optimistisch: Matthew Perowne, ein Fondsmanager bei Invesco, der damit begonnen hat, sich für Macrons Politik zu positionieren, weist darauf hin, dass Macron eine gute Erfolgsbilanz vorweisen kann, und ein Wahlsieg sowie die Unterstützung anderer Parteien ihm ein starkes Mandat verschaffen können.

"Auch wenn er bei den Parlamentswahlen keine Mehrheit bekommt, wird er einen Weg finden, das Land zu führen", sagt Durel von Fidelity. "Er ist entschlossen, sein Programm so umzusetzen, wie er es erklärt hat."

(Bloomberg)