Seit Anfang dieser Woche fragt cash seine Leserinnen und Leser "Wann steigen die Leitzinsen?" Die amerikanische Zentralbank (Fed) hat zwar Ende Januar ihren Leitzins zwischen null und 0,25 Prozent bestätigt. Doch es scheint sehr wahrscheinlich, dass sie als erste bedeutende Notenbank eine Erhöhung einleiten wird.

Über den Zeitpunkt dieser Zinswende kann nur spekuliert werden. Wenn es aber nach der Mehrheit der cash-Leser geht, dann erfolgt der globalwirtschaftlich äusserst bedeutsame Schritt noch nicht in diesem Jahr – nur knapp 20 Prozent, der rund 2100 Umfrage-Teilnehmer glauben an eine Zinswende in den bevorstehenden Monaten.

Deutlich mehr, nämlich 43 Prozent, erwarten eine Zinserhöhung im nächsten Jahr. Die restlichen rund 40 Prozent der Abstimmenden sind der Meinung, dass die Zinsen am kurzen Ende erst 2016 oder später anziehen werden.

Arbeitslosen- oder Inflationsrate

Die US-Notenbank hat wiederholt mitgeteilt, dass sie die Leitzinsen so lange auf dem aktuell historisch tiefen Niveau halten will, bis Amerikas Arbeitslosigkeit auf 6,5 Prozent sinkt – im Januar war sie auf 6,6 Prozent gesunken. Doch die neue Notenbankchefin Janet Yellen hatte zuletzt bestätigt, man schaue nicht nur auf die Arbeitslosenrate, sondern auch auf andere ökonomische Daten, wie die Inflationsrate.

Im geldpolitischen Ausschuss (FOMC), dem wichtigsten Gremium der Fed, herrscht zurzeit Uneinigkeit darüber, welche Daten für die künftige Zinsgestaltung entscheidend sind. Wie aus dem kürzlich veröffentlichten Protokoll der letzten Fed-Sitzung vom 28. und 29. Januar hervorgeht, wollen einige FOMC-Mitglieder weiterhin die Arbeitslosenrate als Richtschnur beibehalten, während sich andere Notenbanker mehr an der Inflationsrate orientieren wollen.

Seit gut fünf Jahren befinden sich die Fed-Leitzinsen nun auf dem Niveau zwischen null und 0,25 Prozent. Noch nie in den letzten 60 Jahren sind die Leitzinsen so lange auf so tiefem Niveau verharrt. Zur Erinnerung: Im August 2007 betrug der Leitzins noch 5,25 Prozent.

SNB reagiert nicht vor 2015

An der Zins-Gestaltung der Fed orientiert sich nicht zuletzt auch die Schweizerische Nationalbank (SNB). "Bei der SNB rechnen wir nicht vor Ende 2015 mit einer Erhöhung der Leitzinsen", sagte Finanzanalyst Thomas Jäger neulich zu cash. Laut der Zürcher Kantonalbank zeichnet sich frühestens 2015 ein Zinstrendwende ab. Auch die Anlagestrategin Caroline Hilb geht von weiter tief bleibenden Leitzinsen aus (zum cash-Börsen-Talk).

Ein erster Schritt zur geldpolitischen Normalität hat die Fed im Dezember unternommen, als sie die monatlichen Anleihekäufe zu drosseln begann. Im Januar wurde dieses Volumen um weitere 10 Milliarden Dollar auf 65 Milliarden gesenkt. Gleichzeitig hat sich auch die US-Wirtschaft beschleunigt.